Zum Hauptinhalt springen

Veränderungen beim Unterrichten

Plakat mit der Überschrift "Wie geht es dir heute?" und darunter verschiedenen Emojis
© privat

Aus dem Jahr an einer Schule in Deutschland haben die Lehrerinnen Inspirationen für ihren Unterricht zu Hause mitgenommen.

Larissa, Brasilien

In Deutschland habe ich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) für Einwanderer sowie Deutsch und Kommunikation für Muttersprachler unterrichtet. Im DaZ-Unterricht war Deutsch die einzige gemeinsame Sprache, in der ich mich mit den Schülern verständigen konnte. Das war für mich eine große Herausforderung, erst recht bei den Anfängern, die kaum Deutsch sprechen konnten.

Im Laufe des Jahres habe ich Methoden entwickelt, die ich jetzt auch an meiner Heimatschule in Brasilien einsetzen kann. Ich arbeite viel mit Beispielen, Bildern, Gegenständen, Gestik und Mimik. Außerdem bespreche ich wichtige Themen, sodass ein reger Austausch in deutscher Sprache stattfindet.

Derzeit unterrichte ich Deutsch als Fremdsprache für 10- bis 12-Jährige. Bei dieser Altersgruppe ist es wichtig, sich gemeinsame Ziele zu setzen und alle zu motivieren, so viel Deutsch wie möglich zu sprechen. In Deutschland habe ich die Erfahrung gemacht, dass es Schüler besonders motiviert, wenn sie selbstständig arbeiten und mitbestimmen können. In meinem Unterricht schlüpft der eine oder die andere sogar in die Rolle der Lehrkraft. Es gibt jeden Tag eine/einen neue/n „Lehrer/in“, die/der die Stunde beginnt und darauf achtet, dass wir unser Tagesziel erreichen.

Darüber hinaus bestimmt die „Lehrkraft des Tages“, wer am meisten Deutsch gesprochen hat und somit einen Stern bekommt. Wer zehn Sterne erreicht, wird Deutschkönig oder Deutschkönigin. So schaffen wir im Klassenzimmer eine schöne Atmosphäre und legen den Fokus auf die Anwendung der Sprache.

Uyanga, Mongolei

  • Rotes Schulgebäude mit bunten Fenstern, im Vordergrund ein Kirschblütenbaumzweig
    © privat
  • Ein Lernzettel zum Thema "Wortschatz" auf einem Holztisch
    © privat
  • Plakat zu Abfällen in der Schule mit verschiedenen aufgeklebten Beispielen wie einer Bananenschale und Taschentüchern
    © privat
  • Mein Unterricht hat sich nach dem Jahr in Deutschland in Nuancen verändert. Meine Unterrichtsstunde beginnt heute anders als früher. Nun beginne ich meinen Unterricht offener, das heißt, ohne gleich etwas an die Tafel zu schreiben oder nachzuprüfen, ob alle Hausaufgaben gemacht sind.

    In der Mongolei gelten an Schulen etwas strengere Regeln. Früher dachte ich, dass alle meine Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache möglichst perfekt lernen müssen. Jetzt weiß ich, dass nicht allein die Grammatik und der Wortschatz wichtig sind. Auch die Landeskunde und die Motivation Deutsch zu sprechen sind ein wichtiger Schlüssel zum Spracherwerb. In Zukunft möchte ich daher eine deutsche Partnerschule finden, damit meine Schülerinnen und Schüler Land und Leute näher kennenlernen können.

    Außerdem versuche ich mehr aktuelle Themen in meinen Unterricht einzubringen. Früher habe ich gedacht, diese Themen seien zu schwierig für die Grund- oder Mittelstufe. In Deutschland habe ich festgestellt, dass genau diese Themen die Schüler am stärksten motivieren.

    Natia, Georgien

  • Klassenzimmer mit verschiedenen Postern an der Wand
    © privat
  • Bei uns in Georgien sind die Unterrichtsvorbereitungen für das neue Schuljahr schon in vollem Gange. Momentan erstelle ich meine Unterrichtspläne für das Fach Deutsch. Neben den gängigen Lehr- und Lernmaterialien aus Deutschland setzen wir an unserer Schule auch Sprachlernzeitschriften ein, wie z.B. „vitamin de“, um den Schülern aktuelle Themen nahe zu bringen.

    Meinen Unterricht gestalte ich diesmal ganz neu. Zu Beginn des Schuljahrs werde ich eine Projektwoche durchführen. In den Sommerferien haben meine Schüler jeweils eine Lektüre bekommen, die sie in der ersten Schulwoche vorstellen werden. Zum Beispiel präsentieren die Sechstklässler die Geschichte „Die Bremer Stadtmusikanten“, die Neuntklässler das Buch „Rico, Oskar und die Tieferschatten” und die Elftklässler „Der Drohnenpilot“.

    Die Idee, in der ersten Woche gleich eine Projektwoche durchzuführen, habe ich von meinen Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. Das ermöglicht einen bunten, lebendigen Start ins Schuljahr. Außerdem habe ich mir vorgenommen, in den ersten fünf Minuten jeder Unterrichtsstunde über aktuelles Weltgeschehen zu sprechen.

    Heidi, Ägypten

    Innenansicht eines leeren Klassenraums © privat

    In Deutschland hat mich das Umweltbewusstsein sehr beeindruckt. Daher habe ich jetzt Zimmerpflanzen für meine Klasse besorgt und einen Blumendienst eingeführt. Für die Kinder ist es eine spannende Aufgabe, denn sie sind es nicht gewöhnt, auf Pflanzen aufzupassen.

    Nun unterrichte ich erstmals auch Mathematik. Die sogenannten 5-Minuten-Übungen habe ich gleich als Ritual etabliert, da sie das Gelernte spielerisch festigen. Die Schüler arbeiten dabei ohne Stress und ermitteln selbst, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen.

    Im Deutschunterricht versuche ich die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, mehr Deutsch zu sprechen. Sie arbeiten öfter in Gruppen und bekommen mehr Zeit, um sich über Themen auszutauschen. Aber auch sonst räume ich meinen Lernenden mehr Zeit ein, damit sie lernen, eigenständiger zu arbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.

    In Deutschland habe ich begriffen, dass die Lernmenge nicht alles ist, sondern dass die Schülerinnen und Schüler das Gelernte gut verstehen und anwenden können sollten. Das will ich in Zukunft auch an meiner Heimatschule anstreben.