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Was mich in Deutschland überrascht
hat …

Nahaufnahme einer Wahlurne aus Karton, die auf einem Tisch steht
© privat

Die Abendsonne, Sitzheizungen in Autos, die Menge an Fahrrädern sowie die Vielfalt der Natur und Architektur waren unter anderem besonders überraschend.

Natia

Was hat mich in Deutschland besonders überrascht? Das war mit Abstand das Projekt „Juniorwahl“ an meiner Gastschule, der Fritz-Bauer-Gesamtschule. Die Juniorwahl ist eine realitätsgetreue Wahlsimulation an Schulen. Ziel des Projekts ist es, jungen Menschen das Erleben und Erlernen von Demokratie zu ermöglichen. Man möchte sie motivieren, wählen zu gehen, Begeisterung und Interesse an der Politik wecken und dadurch die Grundlage für gesellschaftliches Engagement schaffen. Die Vorbereitung der Heranwachsenden auf die künftige Teilnahme an Wahlen hat mich sehr beeindruckt! Durch die „Juniorwahl“ bekommen die Jugendlichen einen konkreten Eindruck, wie zum Beispiel Landtags-, Bundestags- oder Europawahlen ablaufen.

Eine andere Überraschung war für mich, dass es einen georgischen Schüler an meiner Gastschule gibt. An meinem ersten Schultag besuchte ich unterschiedliche Klassenstufen, stellte mich vor und berichtete über mein Land. In einer Klasse waren die Kinder besonders aufmerksam und zeigten ein außergewöhnlich großes Interesse. Plötzlich meldete sich ein Schüler zurückhaltend und sagte, er komme auch aus Georgien. Einen Georgier in einer kleinen Stadt wie Sankt Augustin zu treffen, schien mir unvorstellbar! Später haben wir uns unterhalten und ich habe erfahren, dass die Familie seit sechs Jahren in Sankt Augustin lebt und sich gut integriert hat. Der Schüler spricht Georgisch mit leichtem Akzent und ist stolz darauf, dass er noch eine zweite Heimat hat.

Gentiana

Fahrräder vor einem Gebäude im Herbst © privat

An meinem ersten Tag an meiner deutschen Gastschule sah ich vor dem Schulgebäude Hunderte von Fahrrädern. Das hatte ich so noch nie gesehen! Bei einem Spaziergang rund um das Gebäude stellte ich fest, dass es hinter der Schule noch viele weitere Fahrradständer gibt. Da die Schülerinnen und Schüler in dem Moment Unterricht hatten und in den Klassenräumen waren, hat es mich gereizt, sie zu zählen, aber dafür hätte ich sicher Stunden gebraucht ... Stattdessen betrachtete ich die unterschiedlichen Größen, Farben und Marken. Das hat mich wirklich beeindruckt und neugierig gemacht. Weil ich nicht davon ablassen konnte, habe ich mich informiert: Es sind genau 436 Fahrradständer! Diese Zahl ist für mich der Beweis: Das Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium ist eine fahrradfreundliche Schule. Fast jeder zweite Schüler bzw. jede zweite Schülerin kommt mit dem Fahrrad zur Schule und kann es innerhalb des Schulgeländes abstellen. Ich kann mir vorstellen, dass bald noch weitere Plätze benötigt werden!

Fahrradfahren ist in Deutschland absolut im Trend und es hat so viele Vorteile: Man spart Zeit, Geld und macht dabei sogar noch Sport. Ich habe den Eindruck, dass die Zahl der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer während der Corona-Pandemie noch weiter gestiegen ist. Diese Tendenz habe ich nicht nur bei mir an der Schule bemerkt, sondern auch in der Stadt, besonders bei der jungen Generation. Ich bin überzeugt, dass auch die sicheren Fahrradwege dazu beigetragen haben, dass Eltern ihren Kindern gerne Fahrräder kaufen. Eine fahrradfreundliche Schule liebt und schützt die Umwelt, – davon bin ich überzeugt. Das hat mich in Deutschland erstaunt – und vor allem inspiriert: Lasst uns alle mehr Fahrrad fahren!

Heidi

Straße in der Innenstadt, eine Frau steht an einer Ampel © privat

Mein Leben lang habe ich in Ägypten gewohnt. Das liegt etwas nördlich des Äquators. Und Deutschland liegt noch deutlich nördlicher! Was aber bedeutet das für mich? „Tschüss, kurze Hosen!“, „Tschüss, Palmen rund ums Jahr!“ und „Hallo, dicke Jacken, Regenschirme und Stiefel!“.

Zumindest habe ich mir das so vorgestellt. Nach meiner Ankunft war ich dann sehr überrascht, zum Beispiel über die Abendsonne: Im Sommer ist das Wetter in Deutschland sehr angenehm und der Tag fühlt sich unheimlich lang an. Bereits um fünf Uhr morgens geht die Sonne auf und um 21 Uhr geht sie unter. Die Sonnenuntergänge sind auch bei den Deutschen beliebt, was mich gewundert hat.
Es gibt viele weitere Kleinigkeiten im Alltag, die überraschend sind. Zum Beispiel wenn man in Deutschland an einer Ampel steht. Dann wartet jeder, bis das grüne Männchen erscheint. Egal, ob das nächste Auto hundert Meter oder einen Kilometer weit weg ist. Alle warten geduldig, bis die Straße überquert werden darf.

Und auch sonst überrascht mich die Genauigkeit in Deutschland. Es war für mich immer selbstverständlich, dass man pünktlich ist. Das Überraschende für mich war aber, dass die Deutschen nicht nur pünktlich um 14 Uhr da sind, sondern eine Viertelstunde vorher, da sie lieber 15 Minuten vor dem Termin warten!

Was ich auch nicht erwartet habe, ist, dass es in manchen Autos Sitzheizungen gibt. An den kalten Tagen wurde ich von meiner Kollegin mit dem Auto abgeholt. Auf einmal fühlte ich eine wunderschöne Wärme an meiner Sitzlehne. Das war eine wirklich angenehme Überraschung.

Larissa

  • Larissa in schwarzer Jacke und mit einem roten Schal und einer Sonnenbrille vor dem Heidelberger Schloss
    © privat
  • Aufnahme des Englischen Gartens in München im Herbst
    © privat
  • Ich bin nicht zum ersten Mal in Deutschland, aber auch dieses Mal gab es neue Überraschungen. Dieses Jahr betrachte ich Deutschland aus einer ganz anderen Perspektive, weil ich hier meine eigene Wohnung habe und mit den Einheimischen zusammenleben darf. Da ich viel durchs Land reisen kann, entdecke ich immer etwas Neues, und ich hätte nicht erwartet, dass Deutschland so facettenreich ist.

    In den Herbstferien bin ich mit meinem Mann durch Süddeutschland gereist: Rothenburg ob der Tauber, Nürnberg, Stuttgart, Heidelberg, München und die bayerischen Schlösser und Seen haben wir besichtigt. Die Landschaft und die Schlösser kannte ich schon, aber im Herbst waren die Orte noch schöner und bunter. Auch wenn die Sonne nicht schien, strahlten die Bäume in warmen Gelb-, Orange- und Rottönen und bezauberten uns.

    In München begeistert mich immer wieder der Englische Garten mit seiner unglaublichen Landschaft und Atmosphäre. Und ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich den Menschen am Eisbach beim Surfen zusehe. Im Herbst ist diese Erfahrung noch schöner.

    Aber nicht nur diese wunderschöne Landschaft hat mich überrascht, sondern auch die Menschen, die überall freundlich und hilfsbereit sind. Sehr oft wurden wir gefragt, ob wir Hilfe brauchen, wenn wir nach dem Weg suchten, oder ob wir ein Foto von uns beiden wollten. Die Menschen sind noch warmherziger und gastfreundlicher, als ich es in Erinnerung hatte!

    Uyanga

  • Modell einer Burg, von oben fotografiert
    © privat
  • Gebäudekomplex mit Turm, gelb und beige gestrichen
    © privat
  • Ich bin immer wieder überrascht von der Vielfalt der Architektur, Brunnen, Denkmäler, Statuen und der Kunst in Deutschland. Es gibt in jeder Stadt etwas Erstaunliches zu entdecken. Ich habe während meines Aufenthalts einige Museen und Residenzschlösser besucht und einmalige Erfahrungen gemacht. Das Residenzschloss in Würzburg und das Grüne Gewölbe in Dresden haben mich besonders beeindruckt.

    Der Bau des Würzburger Schlosses spiegelt die abendländischen Architekturströmungen jener Zeit wider: die französische Schlossarchitektur, Wiener Barock und den oberitalienischen Palast- und Sakralbau. Das gesamte Bauwerk hat mich verblüfft, aber auch den Hofgarten mit seiner wundervollen Hofarchitektur und den putzigen Engelsstatuen fand ich umwerfend.

    Das Grüne Gewölbe in Dresden ist ein prächtiges Schatzkammermuseum und zeigt die kostbare Juwelierkunst vom Mittelalter bis in die Moderne. Ehrlich gesagt reicht ein Tag nicht aus, um alles genau anzusehen. Jedes einzelne Stück erzählt eine Geschichte und zeigt, wie reich und mächtig die damaligen Herrscher waren.

    Obwohl während des Zweiten Weltkriegs viele wertvolle Museen und Residenzschlösser zerstört wurden, haben die Deutschen sie authentisch wiederhergestellt und -aufgebaut. Für die Historikerinnen und Historiker sowie die Künstlerinnen und Künstler habe ich daher großen Respekt.