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Stadt und Leben

Tourism Watch – die Zukunft des Reisens (3)

Porträt einer Frau mit braunen Haaren
© Brot für die Welt

Antje Monshausen leitet Tourism Watch, eine Abteilung der Entwicklungsorganisation der evangelischen Kirche „Brot für die Welt“. Tourism Watch engagiert sich für einen nachhaltigen, sozial verantwortlichen und umweltverträglichen Tourismus.

Was sind die Vor- und Nachteile des Tourismus?

Der Tourismus ist einer der wichtigsten und dynamischsten Wirtschaftszweige der Welt. Entsprechend hat er viele Vor- und Nachteile. Auf der wirtschaftlichen Ebene schafft der Tourismus viele Arbeitsplätze. Leider sind diese oft schlecht bezahlt. Viele Stellen gibt es nur während der Saison, also nur für eine bestimmte Zeit im Jahr. Im ökologischen Bereich schafft der Tourismus auf der einen Seite Einnahmen, hat aber auf der anderen Seite natürlich große Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima.

Inwiefern wird die Pandemie das Reisen langfristig verändern?

Ich glaube, durch Corona verstärken sich Trends, die vorher schon da waren, zum Beispiel der Wunsch, nachhaltiger zu reisen. Die Menschen werden sensibler dafür, wie sie unterwegs sind und wollen keinen Schaden anrichten. In der Vergangenheit sind die Menschen häufig alle an einen bestimmten Ort gereist. Das nennt man „Overtourism“ oder auf Deutsch „Übertourismus“. Die Einheimischen haben das oft als zu viel empfunden. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Touristen in Zukunft besser verteilen. Aber dadurch können auch neue Risiken entstehen, wenn Menschen plötzlich in ländliche Gebiete reisen, denen die Infrastruktur fehlt und in denen die Erfahrung mit dem Tourismus fehlt.

Wie können Reisen nachhaltiger gestaltet werden?

Man sollte zum Beispiel auf Flüge verzichten, die nicht unbedingt notwendig sind, indem man bei Fernreisen nicht noch einen Zubringerflug bucht, sondern mit dem Zug zum Langstreckenflug reist. Nachhaltiger Tourismus bedeutet auch, dass möglichst viele Menschen vom Tourismus profitieren. Dass ich nicht nur in meinem Hotel bleibe, sondern in möglichst vielen Restaurants esse oder auch Ausflüge auf den Markt mache, um dort zum Beispiel Obst oder Gemüse zu kaufen.


Hat der schnelle Massentourismus weiterhin eine Zukunft?

Leider wird es auch den Massentourismus weiterhin geben. Eines der Probleme bei den Angeboten im Massentourismus ist, dass hier viele Ressourcen verbraucht werden, zum Beispiel durch große Klimaanlagen, große Poolanlagen und riesige Buffets. Man sollte darauf achten, in kleineren Hotels zu übernachten, die nicht so viel Wasser verbrauchen, weil sie kleinere Gärten haben. Beim Buffet sollte man nur so viel Essen nehmen, wie man auch essen kann. Natürlich kann man auch Müll vermeiden. Zum Beispiel indem man Wasserflaschen auffüllt, statt immer wieder neue zu kaufen. Leider ist das wegen der Qualität des Leitungswassers nicht überall möglich.

Wie muss die Tourismusbranche reagieren, um positive Trends zu setzen?

Die Branche sollte ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern. Wichtig wäre auch, die Reisenden vorher gut darüber zu informieren, worauf sie vor Ort achten können. Das hilft nicht nur Land und Leuten. Auch die Reisenden selbst haben dadurch eine schönere Zeit, indem sie viele spannende Eindrücke gewinnen können.

die Einnahmen: verdientes Geld
verzichten auf: etwas freiwillig nicht mehr benutzen
verzichten auf: etwas freiwillig nicht mehr benutzen
der Zubringerflug, die Zubringerflüge: ein kurzer Flug zu dem Flughafen, von dem der längere Flug startet
die Klimaanlage, die Klimaanlagen: eine Maschine, die in Räumen für kalte Luft sorgt
vermeiden: etwas nicht tun; hier: keinen oder nur wenig Müll machen
der ökologische Fußabdruck: ein Wert, der angibt, wie viele Ressourcen und Energie eine Person verbraucht und wie viel Müll und Abgase sie produziert. Dieser Wert sollte so niedrig wie möglich sein.
achten auf: beachten; denken an; hier: sich so verhalten, dass es gut für die Umwelt ist
achten auf: beachten; denken an; hier: sich so verhalten, dass es gut für die Umwelt ist