Zum Hauptinhalt springen
Carolina Biagiotti

Offen sein und neugierig bleiben!

Eine junge Frau im dunklen Hosenanzug vor einer Tafel
Carolina bei einem Vortrag für den Studiengang BWL/International Management | © privat

Carolina aus Argentinien hat in Nürnberg BWL studiert. Lernpläne, ein starkes Netzwerk und bei jeder Gelegenheit Deutsch sprechen, haben ihr dabei sehr geholfen.

Carolina, beschreibe deinen ersten Eindruck, als du in Deutschland angekommen bist!

Besonders positiv ist mir die Sauberkeit in den Städten und Parks aufgefallen. Es liegt kaum Müll auf den Straßen, und die Menschen achten sehr darauf, ihren Abfall richtig zu trennen – das war für mich ungewohnt, aber sehr beeindruckend. Ein weiterer Unterschied war die Ruhe in öffentlichen Räumen. In Zügen, Restaurants oder Supermärkten ist es oft erstaunlich still, weil die Leute sehr leise sprechen. Das war für mich zunächst ungewohnt, da es in Südamerika meistens lebendiger und lauter zugeht.

Ich hatte außerdem erwartet, dass es schwierig wird, Kontakte zu knüpfen – und es stimmt, dass viele Menschen am Anfang eher zurückhaltend wirken. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie sehr freundlich und hilfsbereit sind, wenn man auf sie zugeht oder eine Frage hat.

Welche drei Tipps würdest du neuen Studierenden für die ersten Wochen geben?

1. Tipp: Organisiere deine bürokratischen Aufgaben mit einer To-Do-Liste. Es gibt in den ersten Tagen viel zu erledigen – von der Anmeldung beim Einwohnermeldeamt bis zur Krankenversicherung. Ich habe mir alles aufgeschrieben und die erledigten Punkte grün markiert. Das hat mir nicht nur Struktur gegeben, sondern auch das Gefühl, Schritt für Schritt voranzukommen.

2. Tipp: Starte früh mit dem Lernen und warte nicht bis zur letzten Minute. In Deutschland wird viel Wert auf Eigenverantwortung gelegt – man muss sich vieles selbst erarbeiten. Wenn du dir gleich zu Beginn einen Lernplan machst und regelmäßig lernst, vermeidest du Stress kurz vor den Prüfungen. Das hilft enorm, um ruhig und fokussiert zu bleiben.

3. Tipp: Bei der Wohnungssuche lohnt es sich, dein Netzwerk zu nutzen. Sprich mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen oder mit Leuten aus deiner Community – zum Beispiel anderen Studierenden aus Lateinamerika. Oft kennt jemand jemanden, der gerade ein Zimmer frei hat oder dir Tipps geben kann. Persönliche Empfehlungen helfen oft mehr als Online-Plattformen. Besonders bei WGs ist es ein großer Vorteil, wenn du dich kurz vorstellen kannst: Wer bist du, woher kommst du, was studierst du, was machst du in deiner Freizeit? Die Mitbewohner möchten meist nicht nur ein Zimmer vergeben, sondern auch jemanden finden, der gut zur WG passt. Wenn du dir vorher überlegst, was du über dich erzählen möchtest, wirkt das offen und sympathisch – das kann wirklich den Unterschied machen!

Welchen Tipp hast du für das Deutschlernen im Alltag?

Beim Deutschlernen im Alltag war für mich das Wichtigste: üben, üben, üben – und so oft wie möglich nur Deutsch sprechen. Ich habe versucht, mit meinen Kommilitoninnen, Kolleginnen oder Leuten, die ich kennengelernt habe, konsequent Deutsch zu reden, auch wenn es anfangs schwierig war. Gerade durch diese alltägliche Praxis wird man immer sicherer. Wichtig ist auch, neugierig zu bleiben: Wenn ich etwas nicht verstanden habe, habe ich einfach nachgefragt. Ich habe gemerkt, dass es sehr geschätzt wird – nicht nur in der deutschen Kultur, sondern generell –, wenn man echtes Interesse zeigt und sich bemüht, die Sprache und die typischen Dinge des Landes kennenzulernen.

ungewohnt: etwas ist anders, als man es kennt, zum Beispiel eine andere Stadt oder Kultur
erstaunlich: etwas ist überraschend, beeindruckend
Kontakte knüpfen: neue Leute kennenlernen und Freundschaften schließen
Kontakte knüpfen: neue Leute kennenlernen und Freundschaften schließen
zurückhaltend: nicht offen wirken, leise und schüchtern sein
das Einwohnermeldeamt: eine öffentliche Einrichtung, zu der man gehen muss, wenn man neu in einer Stadt ist. Für die Anmeldung in der Stadt muss man hier ein Formular ausfüllen.
die Eigenverantwortung: etwas eigenständig tun, ohne fremde Hilfe
die Kommilitonin, der Kommilitone, die Kommilitoninnen, die Kommilitonen: die Mitstudierenden an einer Universität
die WG, die WGs: Abkürzung für Wohngemeinschaft, hier wohnen Studierende in einer Wohnung zusammen und teilen sich die Miete
etwas schätzen: etwas positiv und gut finden