Auf dem Weg zur Partnerschule
Auf dem Weg zur Partnerschule | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Im Land der Gastfreundschaft

Das Tilman-Riemenschneider-Gymnasium in Osterode am Harz und das Lycée Valdiodio Ndiaye in Kaolack pflegen seit März 2012 eine begegnungsintensive Schulpartnerschaft. Nach pandemiebedingter Pause reiste eine elfköpfige Schülergruppe in den Senegal. Ihre Impressionen haben die Schülerinnen und Schüler in Texten und Bildern festgehalten.

In der Piroge

Bunte Fischerboote am Strand Am Strand | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Kurz nach unserem Gespräch mit einem der Fischer wurden wir auf eine Fahrt in einer Piroge eingeladen. Pirogen sind die Boote der Fischer, auf denen sie teilweise Tage auf dem Meer verbringen, um so viele Fische wie möglich zu fangen. Dies sind keine Boote, wie man sie von unseren Badeseen zu kennen glaubt. Vielmehr handelt es sich um eine übergroße Nussschale, in die unsere gesamte Gruppe passte. Es war ein unvergessliches Erlebnis, im Sonnenuntergang über das Meer zu fahren. Umso unvorstellbarer ist es, dass baugleiche Pirogen benutzt werden, um den Seeweg nach Europa zu versuchen. Wie verzweifelt müssen Menschen sein, die dieses Risiko in der Hoffnung auf ein besseres Leben eingehen?

Auf dem Markt

Marktszene im Senegal Auf dem Markt | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Der Markt hat uns sehr fasziniert, da es für die Senegalesen mehr als nur ein Einkaufsort ist. Hier wird die Versorgung der Familie sichergestellt, hier reihen sich Stände an Stände und Menschen an Menschen. Es riecht nach Obst, Gemüse, Fisch und zahlreichen Gewürzen. Man hört die Verkäufer ihre Waren anpreisen, Kunden feilschen um den besten Preis und über allem scheint der Sinn für Gemeinschaft zu stehen. Auf dem größten Markt Westafrikas erlebt man Senegals kunterbunte Vielfalt im Kleinen. Die Hektik, das Wimmeln – all das macht diesen Ort unvergesslich für uns.

Vor dem Stadion

Vor dem Stade du Senegal Vor dem Stade du Sénégal | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Wir waren grade auf dem Weg nach Kaolack, als unser Bus zum wiederholten Male heiß gelaufen ist. Diesmal an einem Ort, den wir so gerne besichtigen wollten: am Stade du Sénégal (2022 eröffnet, Kapazität: 50.000 Plätze). Bei bewölktem Himmel versuchten wir zu Fuß unser Glück und wir gerieten an wirklich freundliches Sicherheitspersonal, welches einen Spontanbesuch für uns ermöglichen wollte. Leider – überall befinden sich Kameras – war die Besichtigung zu diesem Zeitpunkt generell untersagt. Dennoch waren wir froh und dankbar, diesem besonderen Ort so nah gekommen zu sein: Hier treffen sich an Länderspielabenden Tausende Menschen, egal ob arm oder reich, um ihre „Löwen“ anzufeuern. Man spürt bereits von außen den nationalen Stolz und das Gemeinschaftsgefühl, welches die Gewinner des Afrika-Cups 2022 bei ihren Landsleuten hervorrufen. An nahezu jeder Ecke sieht man Werbeplakate oder Trikots, auf denen Sadio Mané und seine Mitspieler bejubelt werden.

Auf dem zukünftigen Schulterrain Elhadj Mamadou Diouf

Blick auf eine Baustelle im Senegal Gelände der zukünftigen Ecole Elhadj Mamadou Diouf | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Es war ein ganz besonderes Erlebnis für mich auf dem Gelände des im letzten Jahr begonnenen Schulbaus zu stehen. Als wir auf das Dach des zukünftigen Kindergartens stiegen, konnte ich mir richtig gut vorstellen, dass die Kinder der Umgebung hier sehr bald gemeinsam lernen werden. Sie werden die Pause dort verbringen, wo wir im Schatten ein kühles Getränk schlürften. Währenddessen versammelten sich vor dem Gelände immer mehr Jungs, um dort Fußball zu spielen und zu erfahren, was hier gerade entsteht. Es war, als hätten wir hier bereits die zukünftigen Schüler der Ecole Elhadj Mamadou Diouf gesehen. Aus dem Schatten konnten wir die Arbeiter beobachten, die stundenlang in der prallen Sonne auf einer Leiter standen und die schweren Steine peu à peu dort hochhievten. Jeder Baustein wurde unmittelbar daneben einzeln hergestellt. Vielleicht ist genau einer dieser Steine der von der Klasse meines Bruders, die auch Schulbaupaten sind. Es gab dort so viele fleißige Hände zu beobachten, während uns der Duft des gerade zubereiteten Essens in die Nase stieg. Wir alle sind tief beeindruckt, wie viel Herzblut die Menschen dort, allen voran die Arbeiter und Bassirou Gakou (Präsident der Association Koumbi Saleh (AKS)), in dieses gemeinsame Projekt mit der Elhadj Diouf Foundation (EDF) stecken und ihr ganzes Leben dem Bau dieser Schule widmen. Als wir das Schulgelände gegen Nachmittag verließen, war bereits eine neue Reihe gemauerter Steine hinzugekommen. Die Arbeiten gehen unglaublich schnell voran, sodass unsere Visionen bestimmt bald Realität werden.

An der PASCH-Schule Lycée Valdiodio Ndiaye

Auf dem Schulhof des Lycée Valdiodio Ndiaye im Senegal Lycée Valdiodio Ndiaye | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt der Schüler und ihre Einstellung während des Unterrichts sind beeindruckend. Trotz der überfüllten Klassenräume funktioniert der Unterricht ohne Probleme, es gibt wenige Störungen, alle scheinen motiviert und viele haben den Traum, einmal nach Deutschland zu reisen. Es ist beeindruckend zu sehen, welch hohen Stellenwert Schulbildung bei unseren Partnerschülern hat. Sie sitzen zu dritt eingeengt bei Außentemperaturen von bis zu 40 Grad und geben trotzdem ihr Bestes.

In der Gastfamilie

In der Gastfamilie In der Gastfamilie | © Dietrich Kühne, Kroesing Media

Als ich in meiner Gastfamilie war, wurde ich von der ersten Minute an in die Familie aufgenommen und alle sprachlichen und kulturellen Grenzen sind verschwommen. Hier musste ich keine Senegalesin sein, um mit traditioneller Kleidung durch die Straßen zu gehen, ich musste keine Muslima sein, um ein Kopftuch zu tragen, ich musste kein Wolof verstehen, um ein Gebet des Khalifa zu empfangen, ich musste nicht mit senegalesischem Tanz aufgewachsen sein, um zusammen mit der Familie zu tanzen und vor allem musste ich keine Verwandte sein, um zur Familie zugehören.