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Brasilien

PASCH-Jugendcamp 2015: Auf Humboldts Spuren

Boot auf dem Wasser

1/8 Unsere Reise

55 Schülerinnen und Schüler nahmen am vom Goethe-Institut veranstalteten Camp in Brasilien teil. Sie kamen von 54 PASCH-Schulen aus 10 Ländern und 46 Städten Südamerikas, um gemeinsam ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und sich dem Abenteuer eines einwöchigen Sprachcamps im Amazonas zu stellen.

Das Jugendcamp fand vom 21. bis 27. Oktober 2015  in Manaus und am Rio Negro statt. Dabei wurden über 200 Kilometer auf drei Schiffen auf dem Fluss zurückgelegt, wie die Videodokumentation der Reise zeigt.

Die Schiffe boten den Reisenden Raum zum Essen, Schlafen, zur Workshopdurchführung und natürlich zum geselligen Zusammensein. Geschlafen wurde in Hängematten auf den Decks. Eine Nacht verbrachten die Schülerinnen und Schüler sogar im Regenwald und zwei Nächte in der Metropole Manaus.

Der Weg war das Ziel

Die Schülerworkshops zu Theater, Video und Social Media, die täglich an den Flussstränden, im Wald oder auf Deck der Schiffe stattfanden, waren auf Deutsch. Bei der Erkundung des Amazonasgebiets, die direkt in die vier Workshops integriert war, wurden die Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler erweitert und vertieft. Die Reise selbst war dabei das Arbeitsmaterial. Freundschaften wurden geschlossen, die die Dauer des Camps überschreiten. 55 südamerikanische Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 18 Jahren teilten eine gemeinsame, intensive Erfahrung. Beim Abschied gab es auch viele Tränen.

Die Schülerinnen und Schüler wurden von acht Workshopleitenden und dem PASCH-Team der Goethe-Institute Südamerikas begleitet. Hinzu kamen die erfahrenen Mitarbeiter der Reisagentur Ambiental und die 14-köpfige Schiffscrew. Luiza Folegatti, Fotografin und Filmemacherin, dokumentierte das gesamte Südamerika-PASCH-Jugendcamp. Somit verbrachten insgesamt 93 Personen aus Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile, Deutschland, Ecuador, Kolombien, Österreich, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela eine unvergessliche Woche zusammen.

 

Die Route

Das Südamerika-PASCH-Jugendcamp brachte 100 Kilometer flussaufwärts, sowie viele weitere Flussmeilen hinter sich – unter Sonne, Wind und Regen.

Campablauf

 
Jugendcamp Südamerika 2015 - Auf Humboldts Spuren

2/8 Reisetagebuch


1. Tag: Mittwoch, Manaus

Nach und nach füllte sich das Hotel Comfort in Manaus mit den jugendlichen Teilnehmenden aus allen PASCH-Schulen Südamerikas. Das internationale Team, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Goethe-Instituts, den Workshop-Referenten und der Reiseagentur Ambiental, empfing alle sehr herzlich. Frühstück und Mittagessen nahmen alle bereits Anwesenden im Hotel ein, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, ihnen beim Check-in zu helfen und mit dem ersten Kennenlernen zu beginnen. Der Pool war bei den heißen Temperaturen der beliebteste Erfrischungs- und Kennenlernort.

Am Nachmittag wurde das erste Südamerika-PASCH-Jugendcamp offiziell mit vielen Interaktionen und Spielen für die 55 Schülerinnen und Schüler eröffnet. Wer kommt aus welchem Land? Wer ist in welcher Workshopgruppe? Was ist auf den Schiffen wichtig und wie packe ich meinen Rucksack für jeden Tag? Mit viel Feingefühl und Spielfreude wurden nicht nur diese Fragen beantwortet, sondern auch die Neugierde auf gemeinsames Entdecken, Kennenlernen und natürlich Deutschlernen geweckt. Dies konnten die Jugendlichen in ihren Workshop-Gruppen gleich im Anschluss in die Tat umsetzen. Danach wurde der erste Tag mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel abgeschlossen.

2. Tag: Donnerstag, Manaus – Rio Negro – Museu do Seringal Vila Paraíso – Strand

Nach dem Frühstück und einem freudigen Geburtstagslied mit Kuchen für Steffi brachen wir als 93-köpfiges Team früh morgens mit zwei großen Reisebussen Richtung Hafen auf. Voller Erwartungen, was wir die nächsten Tage erleben würden, gingen wir an Deck. Dort empfing uns die Crew mit einem bunten und exotischen Obstbuffet und die Reiseagentur Ambiental wies uns in die Schiffs- und Sicherheitsregeln ein. Noch bevor wir alle unsere drei Schiffe besichtigt hatten, legten wir auch schon ab. Auf ging es Richtung Archipel Anavilhanas. Und schon begann der erste Block der Workshops auf den Decks der Schiffe. Bald rief Guto von Ambiental zum Landgang auf. Wegen der Trockenzeit war der Wasserspiegel des Rio Negro stark gesunken, sodass wir unser Ziel, das Kautschuk-Musem „Museu do Seringal Vila Paraíso“ nur per Speed-Boot und einem langen Gang durch das ausgetrocknete Flussbett erreichten.

Der Tag war sehr heiß, die Sonne glühend, sodass wir immer wieder den Schatten unter Bäumen aufsuchen mussten. Im Museum erfuhren wir nicht nur über die besondere Rolle des Kautschuk in der Geschichte des Amazonas, sondern auch wie natürlicher Gummi produziert und welche Prozesse mit der Herstellung verbunden sind. Zurück auf den Schiffen aßen wir zu Mittag und legten nachmittags für den zweiten Workshop-Block an einem weitläufigen Strand an. Kurz vor Einbruch der Dämmerung kam der wohlverdiente Sprung in den Rio Negro, in dem wir nun täglich baden und schwimmen würden. In der Dämmerung beobachteten wir Fledermäuse, die an unseren Bananenstauden knabberten. Das erste Mal befestigten wir unsere Hängematten im Dach der Schiffe. Die Motoren der Generatoren verstummten. Endlich, scheinbare Stille. Ein paar Minuten später wurden die vielen Geräusche des Amazonas deutlich. Direkt neben unserem Schiff erkannten wir ein Krokodil im seichten Flussbett. Viele lagen in dieser ersten Nacht noch lange in ihren Hängematten wach.

3. Tag: Freitag, Rio Negro – Strand Praia Grande – im Nationalpark Anavilhanas

Um 6:00 Uhr begann unser Tag kurz nach Sonnenaufgang und dem Anlaufen der Motoren. Die Schiffe setzten sich in Bewegung. Die Hängematten zusammenrollen, das Deck fürs Frühstück vorbereiten, den Rucksack für den Tag packen wurden bald routinierte Abläufe. Es standen drei Workshop-Blocks auf dem Programm. Der erste fand an Deck der Schiffe während der Fahrt zu Praia Grande statt, der zweite am Strand, an dem spannende Entdeckungen auf uns warteten: frische Schildkrötenspuren, ein verlassener Friedhof mit blauen Holzkreuzen, viele Pflanzen und Tiere sowie ein Süßwassersee im Landesinneren. Trotz der anstrengenden Hitze waren wir beeindruckt von der Landschaft und den Geschichten, die hier verborgen liegen.

Mittags fuhren wir mitten auf den Fluss, um uns im Fluss abzukühlen. Abkühlung? Die fast 30 Grad des Rio Negro überraschten uns beim Sprung von den Schiffen sehr. Im dritten Block konnten alle Workshop-Gruppen den vielen aufgeworfenen Fragen auf die Schliche kommen. Der See und der Regenwald wurden zum Entdeckungsschwerpunkt der „Youtuber“, im Workshop „Deutsch_Erleben. Entdecken. Erforschen.“ sammelten die Jugendlichen Gegenstände und stellten Bezugspunkte zu ihrer Identität her – alles und mit Unterstützung der Referentinnen und Referenten auf Deutsch. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sprangen wir alle wieder in den nun kühleren Rio Negro, um uns zu waschen. Es wurde schnell dunkel. Das Abendessen war schon gedeckt und schmeckte einzigartig. Es folgte ein Abend mit Musik, Tanz und Sprachaustausch. Wir befestigten unsere Hängematten zum zweiten Mal am Dach des Schiffes und legten uns – fast alle - erschöpft hinein.

4. Tag: Samstag, Rio Negro – Dorfgemeinschaft Bela Vista do Jaraqui – Regenwaldübernachtung

Bei der ersten Dämmerung wurden wir von einem kurzen aber heftigen Regen geweckt. Doch schon nach dem Frühstück brannte schon wieder die Sonne und wir wanderten los zur Dorfgemeinschaft Bela Vista do Jaraqui. Dort empfing uns Herr Manoel an seinem Haus und führte uns auf schmalen Pfaden durch den Regenwald. Er erklärte uns Flora und Fauna, zeigte uns Heilpflanzen und erzählte eindrucksvolle Geschichten aus seinem Leben und über die derzeitige Situation im Amazonas, bedroht von Abholzungen und Waldbränden. An diesen Ausflug schloss sich in der Gemeinde Jaraqui die Arbeit in den Workshop-Gruppen an. Voller neuer Eindrücke kamen wir zu den Schiffen zurück und nahmen ein erfrischendes Bad im Fluss, der heute viel kühler war als am Tag zuvor.

Dann wurden Hängematten, Zahnbürste und Ausrüstung für die Übernachtung im Regenwald zusammengepackt. Nach einer kurzen Wanderung erreichten wir unseren Schlafplatz: eine Lichtung im Regenwald. Das Team von Ambiental grillte leckere Fische, Fleisch, Bananen, Kartoffeln und Mandiok auf dem offenen Feuer, die wir mit den Fingern von Bananenblättern aßen. Tanz, Musik und viele Erzählungen rundeten den Abend ab. Unter Palmblattdächern waren unsere Hängematten und Moskitonetze aufgespannt. Hast du schon mal im Regenwald übernachtet? Wir legten uns in unsere Hängematten wie in Kokons und lauschten den unglaublich lauten und fremden Geräuschen des Waldes. Für die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler war dieses die meist ersehnte und spannendste Nacht der Reise.

5. Tag: Sonntag, 25.10.15 Rio Negro – Regenwald –Strand

Am nächsten Morgen wurden wir wieder von einem Platschregen geweckt. Zum Glück hielt er nicht lange an, sodass wir uns trocken und dankbar von Senhor Manoel verabschieden konnten. Glücklich erreichten wir unsere Schiffe und genossen ein reichhaltiges Frühstück. Heute bereiteten wir uns in den Workshop-Gruppen auf die Abschlusspräsentation in Manaus vor, badeten vom Strand aus im Rio Negro und feierten den letzten Abend der Schiffsreise mit einem „Luau“: Die Schiffscrew bereitete am Strand ein großartiges Buffet vor, wir machten Spiele und aßen im Schein von kleinen Lichtgirlanden und dem vollen Mond.

Wegen der Ankündigung eines Gewitters – in der Ferne sahen wir das Wetterleuchten – wurde das Fest verfrüht abgebrochen. Wir eilten zurück an Bord. Wir bereiteten uns für das Unwetter vor und legten schnell ab. Weil alles so schnell und ohne größere Schwierigkeiten ablief, wurde uns auch klar, in welch kurzer Zeit wir auf dieser Reise als Team zusammengewachsen waren. So ging die Flussabschiedsparty auf den Schiffen weiter. Das Gewitter erreichte uns nicht. Mit Wetterleuchten und immer sichtbarer werdenden Lichtern von Manaus endete ein weiterer erlebnisreicher Tag.

6. Tag: Montag, Rio Negro – Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimões – Manaus

Das letzte Frühstück auf dem Schiff, der letzte Workshop-Block. Wir genossen den Wind in den Haaren, durchquerten die große fast 4 Kilometer lange Brücke „Ponte Rio Negro“ und erreichten „Encontro das Águas“, das Zusammentreffen des fast schwarzen und des bräunlich-gelblichen Wassers des Rio Negro und des Rio Solimões. Wir lauschten Israel von Ambiental: „Die Flüsse fließen elf Kilometer im selben Flussbett nebeneinander her, bevor sich ihre Wasser vermischen und der Fluss wieder eine einheitliche Farbe aufweist. Sogar auf Satellitenbildern ist es sichtbar.“ Nicht nur beeindruckt von diesem Naturphänomen, sondern von unserer gesamten Reise mit all ihren beeindruckenden Erfahrungen und Erlebnissen aßen wir das letzte Mittagessen auf dem Schiff, packten unsere Sachen, verabschiedeten uns von der Schiffscrew und legten am Hafen in Manaus an. Unsere zwei Reisebusse brachten uns zum Hotel Go Inn. Nach dem Erleben dieser so grandiosen Natur waren viele etwas überwältigt, wieder in einer Großstadt zu sein.

Aber auch die Abschiedsstunden nahten. Mit dem Team von Ambiental machten wir eine Stadtbesichtigung. Wir besuchten das weltbekannte Opernhaus, machten einen Rundgang in der Stadtmitte, aßen Eis aus exotischen Früchten und kauften ein paar Reiseerinnerungen ein. Am Abend fanden die Abschlusspräsentationen der vier Workshops in einem Restaurant statt. Nicht nur die vielfältigen und eindrucksvollen Ergebnisse der Workshops, sondern auch die euphorische Begeisterung aller Beteiligten, aber auch die vielen Tränen beim ersten Abschied erzählten von einer unvergesslichen Reise, auf der nicht nur die Jugendlichen aus Südamerika zusammengewachsen sind, sondern das gesamte internationale Team.

7. Tag: Dienstag, Manaus

Nach dem Frühstück im Hotel besuchten wir mit den noch anwesenden Jugendlichen, den Referentinnen und Referenten mit dem Team von Ambiental den Markt Mercado Municipal Adolpho Lisboa von Manaus.

Obst und Gemüse auf dem Markt © PASCH-net/Luiza Folegatti

Am Mittag stand dann der letzte Abschied an. Weitere Tränen und lange Umarmungen schlossen das Südamerika-PASCH-Jugendcamp ab und besiegelten die neuen Freundschaften. Die letzte Gruppe der PASCH-Schülerinnen und -Schüler wurde zum Flughafen gebracht. Auch sie flogen mit einem Koffer voll neuen, bereichernden Erfahrungen und hoffentlich bleibenden Freundschaften zurück in ihre Heimatländer.

Drei Schiffe

3/8 Leben auf dem Schiff

Lange vor dem Sonnenaufgang wird man auf dem Schiff wach – denn es wird laut. Wilde Tiere aus dem Urwald etwa? Vogelgezwitscher? Nein. Die Generatoren fangen an zu arbeiten!

Generatoren bringen Strom und Strom bringt Frühstück! Und was gibt es da zu essen? Alle möglichen Früchte, exotische natürlich, und auch Alltägliches: Brot und warme Brötchen, Käse, Schinken, usw. Zum Trinken Kaffee und Fruchtsäfte, und jeder muss seine eigene beschriftete Plastiktasse dabei haben. Das ganze Camp hindurch.Und wie bekommt man was zu essen? Auf einem Tisch im Küchenschiff ist alles bereitgestellt als Büffet, wir stehen Schlange und servieren uns. Gegessen wird auf dem oberen Schiff-deck, da stehen Plastiktische und Stühle für alle bereit. Aber Moment! Da haben wir doch gerade ge-schlafen! Genau, die Hängematten werden nach dem Schlafen aufgerollt und hochgehängt – wie toll das aussieht! Wie gemütliche Nester! Doch mit vollem Magen arbeitet man nicht gern – noch eine Pause bis die Workshops beginnen. So lernt man sich kennen und schließt Freundschaften.

Workshops an Deck

Aber wo ist jetzt Platz für die vier Workshop-Gruppen? Auf den oberen Decks! Also werden Stühle und Tische beiseite gerückt, und es kann losgehen. Zwei Workshop-Gruppen teilen sich ein Schiff. Die Kapitäne steuern die Schiffe schon zum nächsten Anlegeort, während an Deck Theater improvisiert, ein Film gedreht, ein Klangteppich gestaltet wird oder Forscher ihren nächsten Ausflug planen! Die Leute der Reiseagentur Ambiental geben Anweisungen, wann wir wo anlegen werden für die Ausflüge. Und vor allem: was im PASCH-Rucksack mit an Land muss! Was darf nie fehlen? Sonnenschutz und ... Wasser, Wasser, Wasser!! Die großen Schiffe können jedoch nicht immer an Land anlegen und so werden wir mit kleineren Motorbooten, aufgeteilt in die Workshop-Gruppen, an Land gefahren.

Schiffsregeln

An Land hat das Team von Ambiental immer einen schattigen Standort, wo frisches Wasser und Früchte, aufmunternde Ratschläge oder einfach etwas Platz zum Ausruhen ist. So spannend auch der Trip in den Urwald oder der Besuch im Museum ist – der Magen knurrt und an Bord wartet leckerstes Essen auf uns. Köchin Lili und ihre Küchencrew zaubern jedes Mal ein warmes, üppiges, vielfältiges Mahl auf den Tisch. Typische Gerichte aus der Region, frischer Fisch und fruchtige Nachspeisen. Um von einem Schiff auf das andere zu gelangen, müssen diese miteinander verbunden werden. Am Ufer oder mitten auf dem Fluss. Zum Essen werden immer alle drei Schiffe zusammengeführt. Auf den Schiffen sind wir immer barfuß, auch auf den Motorbooten, damit es an Deck sauber bleibt. Die Schiffsleute putzen und kehren trotzdem die ganze Zeit!

Am Anfang sieht es so aus:

Schuhe geordnet auf dem Schiff © PASCH-net/Luiza Folegatti

Aber bald schon sieht es so aus:

Schuh-Chaos auf dem Schiff © PASCH-net/Luiza Folegatti

Und wie kommt man an sein tägliches Bad? Man springt eingeseift (mit umweltfreundlicher Seife!) in den Rio Negro! Auch die Nichtschwimmer wagen es, mit Schwimmweste. Der Fluss ist mal warm, mal frisch, mal ist die Strömung stärker, mal wie ein See, mal tief, mal flach. Aber immer macht es Spaß.
Die Workshops finden auch an Land statt. Nicht immer ist es einfach, ein schattiges Plätzchen zu finden. Doch die gute Laune der Jugendlichen fehlt nie!

Unvergessliche Momente

Nach dem Abendessen ist dann Zeit, zu musizieren und singen, zu spielen und erzählen, oder einfach zusammen im Kreis zu sitzen und der Stille zu lauschen. Und die Kapitäne steuern die drei Schiffe gemeinsam an einen geschützten Ort zur Übernachtung. Und da werden dann die Hängematten wieder aufgehängt. Die Mädchen auf dem Mädchenschiff, die Jungen auf dem Jungenschiff und die Workshopleitenden und das Team des Goethe-Instituts auf dem Essensschiff.

Erschöpft fällt man in seine Hängematte und schläft auch bald ein, träumend von all den Erlebnissen, den neuen Freundschaften und den Geräuschen des Regenwaldes in der Nacht. Das Leben auf dem Schiff ist manchmal anstrengend, manchmal eng, aber es gibt Momente, die sind einfach einmalig, unglaublich, unvergesslich!

4/8 Workshop: Deutsch_Erleben. Entdecken. Erforschen

Im Workshop „Deutsch_Erleben. Entdecken. Erforschen“. war das Entdecken der außergewöhnlichen Umgebung im Amazonas unmittelbar mit der theaterpraktischen, spielerischen Anwendung der deutschen Sprache verknüpft. In den täglichen Workshopeinheiten schufen wir einen Rahmen, in dem die 15 Schülerinnen und Schüler aus ganz Südamerika, ihre abenteuerlichen Erfahrungen künsterisch-theatral verarbeiten konnten.

So gingen wir mit einem gemeinsam entwickelten Forschungsauftrag auf die jeweiligen Ausflüge in den Amazonas. Von dort brachten die Jugendlichen ihre Erlebnisse im Rahmen von Bewegungen, theatralen Szenen, Geräuschen, gefundenen Objekten und deutschen Wörtern und Sätzen wieder mit auf unser Exkursionsschiff. Das Erfahrene wurde so beschreibbar gemacht und konnte performativ und kreativ von uns aufgearbeitet werden. Das Deck des Schiffes stellte unseren Theaterraum dar.

Die Umgebung einbeziehen 

Jeden Tag aufs Neue wurde dieser Theaterraum, in dem wir Bewegungs-, Sprach- und Rhythmusübungen durchführten auf die Umgebung in der wir sind, ausgeweitet. Jeder besuchte Ort, ob die Comunidade do Jaraqui, das Kautschuk Museum oder ein Strand des Rio Negros war somit Thema, Arbeitsort und Material für Theaterszenen zugleich – ein Workshop im und anhand des öffentlichen Raums. Durch unser allmorgendliches Warm-up mit Körperübungen, gruppendynamischen und theaterpädagogischen Spielen wurde Vertrauen in sich und die Gruppe aufgebaut und das Körpergefühl gestärkt. Schauspiel-, Sprach- und Stimmübungen vermittelten technisches Know-how, förderten den Ausdruck und bildeten die Basis für das spielerische Anwenden einer Fremdsprache. Bei der Theatermethode „Chorisches Sprechen", die wir anwendeten, fungierten die Schülerinnen und Schüler als rhythmischer Sprachkörper und verloren damit ihre Angst vor dem freien Sprechen.

Das Ziel unserer Methode war das Erlebte durch den eigenen Körper (Sprache, Sinne und Bewegung) zu vergegenwärtigen und sich selbst spielerisch in Beziehung zu den jeweilig erlebten Situationen zu setzen. So lautete die Aufgabe an einem Ausflugstag in die Comunidade do Jaraqui am Rand des Regenwaldes ein Objekt zu suchen, das die Schülerinnen und Schüler an ihre eigene Identität erinnerte. Wir saßen uns immer zu Zweit gegenüber und beschrieben, was das gefundene Objekt mit uns selbst zu tun hat, warum wir gerade dieses Objekt mitgenommen hatten.

Yahaida aus Peru brachte einen Ast mit vielen Zweigen und grünen Blättern mit. Sie beschrieb den Zweig als einen Stammbaum. Sie hatte ihn ausgewählt, weil er sie an ihre Familie erinnerte, die ihr sehr wichtig ist. Jeder Zweig ist eine Generation, jedes Blatt ist eine Verwandte. Der Fokus lag auf der fantasievollen und persönlichen Beschreibung eines Objekt aus dem Regenwald. In dieser Atmosphäre wurde sinnliches Lernen gefördert. Spielerisch wurde die Fähigkeit sich selbst zu beschreiben anhand der szenischen Einbindung eines Objektes geübt. Deutsch als Fremdsprache wurde mit viel Freude erlebbar gemacht.

Energetischer Klangkörper

Unsere Methode des Workshops „Deutsch_Erleben. Entdecken. Erforschen.“ im öffentlichen Raum, der den spezifischen Ort als sein Workshopmaterial begriff, hatte somit das Potential die Phasen der Wahrnehmung, der Verarbeitung und der Vermittlung des Erlebten künstlerisch zu rahmen. Bezüge zur eigenen Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler wurden hergestellt. Es ging uns nicht um die Erschaffung eines fiktiven Dramas, es ging um die Schülerinnen und Schüler als Individuen, ihre Erfahrungen und um das Entdecken des fremden Ortes, der sie umgab. Wir selbst – das Erlebte und Erforschte – wurden zum Material unserer Theaterarbeit.

Am Tag im Kautschukmuseum waren wir Forscherinnen und Forscher. Wir recherchierten Bewegungen, Geräusche und Sätze, die in der Kautschukgewinnung vorkommen. Wir trafen uns gemeinsam wieder und spielten vor, was wir gefunden hatten. „Wir kommen aus der Stadt" ist ein Satz, den Maria aus Brasilien vom Ausflug mitbrachte. Durch das chorische Nachsprechen der gefundenen Sätze und einem Chor aus Geräuschen und choreographischen Bewegungen, wurde die Kollision von Natur mit Industrie, städtischem Leben und dem Alltag der Schülerinnen und Schüler widergespiegelt. Gemeinsam woben wir einen Klangteppich. Dieser Chor, der Erfahrungen aus dem Alltag der Jugendlichen mit den Erlebnissen auf dem Südamerika-PASCH-Jugendcamp verband, erzählte nicht nur von einer intensiven Reise, sondern auch von einer Gruppe, die stark zusammengewachsen war und zu einem energetischen, Deutsch sprechenden Klangkörper wurde.

Das Video zum Workshop

Die Workshopleitung

 

Die drei Phasen des Workshops

Phase 1: Warm-up
Wir beginnen den Tag mittels körperlicher und geistiger „Aufweckübungen“. Ausserdem werden die Jugendlichen durch Stimmübungen motiviert ihre Stimme laut und ohne Scham zu nutzen um angstfrei Deutsch zu sprechen. Der Forschungsauftrag für den Tag wird entwickelt.

Phase 2: Kreatives Entdecken
Die Jugendlichen folgen ihrem Forschungsauftrag des Ausflugs. Im Kautschukmuseum beispielsweise, sammeln sie in Kleingruppen Geräusche, Wörter/Sätze und Bewegungen die sie beobachten und die sie an der Kautschukproduktion und Geschichte Brasiliens interessiert.

Phase 3: Kreative Umsetzung
Bei einer abschließenden Zusammenkunft verarbeiten wir das Wahrgenommene gemeinsam künstlerisch. Durch das Prinzip des Chorischen Theaters entwickeln die Jugendlichen mit uns gemeinsam, beispielsweise einen Sprachchor, choreographische Bewegungen und Geräusche. Aus diesen Elementen weben wir gemeinsam einen Klangteppich, der von ihren Erfahrungen und individuellen Persönlichkeiten erzählt.

Jugendcamp-Teilnehmer*innen beim Theaterspielen

5/8 Workshop: Ganz ohne Drehbuch

Improvisationstheater ist ein Theater, bei welchem die Spielenden im vollen Vertrauen auf ihre eigene Kreativität und ohne Angst vor Fehlern auf der Bühne Szenen spielen, welche nicht vorher eingeübt oder ausprobiert wurden. Auf die Inspirationen des Publikums oder der Spielleitung, wie z.B. Orte, Charaktere oder Emotionen, reagieren die Spielerinnen und Spieler unmittelbar und bringen kleine bis große Geschichten frei aus dem Moment improvisiert auf die Bühne. In Anlehnung an Humboldts Reisen erforschten wir bei diesem Workshop die eigene Fantasie.

Angefangen haben wir mit Spielen, die uns und den Schülerinnen und Schüler helfen sollten, erst einmal die Namen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu lernen. Es gab zum Beispiel das Zombie-Spiel, bei dem ein Schüler in der Mitte steht und die anderen fressen will. Schließlich ist er ein Zombie. Er geht also langsam und mit hängenden Armen und Beinen auf jemand anderen im Kreis zu und macht fürchterliche Geräusche: Grooarh! Hirrrrrn! Man kann sich vor diesem Zombie nur retten, wenn man jemanden anschaut und dieser laut den Namen des armen Opfers ruft. Nachdem wir die Namen gelernt hatten, fingen wir an die erste und wichtigste Regel dieses Workshops kennenzulernen: Es gibt keine Fehler! Wir improvisieren und weil wir nicht wissen, was dabei heraus kommen kann, kann es auch nichts Falsches geben. Alles ist erlaubt und alles kann zu einer tollen Szene werden.

Erforschen der eigenen Fantasie

Sobald die Schülerinnen und Schüler dies erkannt hatten, fingen sie an, ihre Fantasie zu erforschen. Und dann haben wir zwei andere wichtige Vokabeln vorgestellt: die Bühne und das Publikum. Auf der Bühne passieren alle Geschichten und alles ist dort erlaubt. Das Publikum darf sich diese Geschichten anschauen und, das ist das Spannende, beim Improvisationstheater sogar Vorschläge machen, was gespielt wird. Zu Beginn der Workshopwoche erhielten die Schülerinnen und Schüler kleine Hefte und Aufnahmegeräte, die sie als Tagebücher ihrer Expeditionen nutzen sollten und bekamen jeden Tag konkrete Aufgaben. Man konnte das Erlebte und die Geschichten, die heute auf der Bühne gespielt wurden, aufschreiben, abzeichnen oder sonst wie zu Papier bringen.

Das Spiel, welches uns als Gruppe am meisten Spaß gemacht hat, war das „Orte-Bilderbuch“. Die Schülerinnen und Schüler standen dabei im Halbkreis vor der Bühne und durften sich einen Ort aussuchen, den sie darstellen wollten. Dies konnte sowohl ein geografischer Ort (ein Land, eine Stadt), als auch ein konkreter Raum (Küche, Bahnhof) sein. Nacheinander gingen die Schülerinnen und Schüler auf die Bühne und stellten sich in einer bestimmten Körperhaltung, einer Statue, auf die Bühne und „froren“ ein, also bewegten sich nicht mehr. Dann musste man sagen, was man darstellt. „Ich bin ein Zug“, „Ich bin ein Tourist“ und so weiter. So wünschte sich das Publikum z.B. bei der Abschlusspräsentation die Darstellung eines Bootes.

Orte-Bilderbuch

Die erste Schülerin ging auf die Bühne, stellte sich in eine Position und sagte „Ich bin eine Kapitänin“. Der nächste Schüler kam auf die Bühne, stellte sich in Position und sagte „Ich bin ein Fischer“, gefolgt von „Ich bin ein Fisch am Boot“ und „Ich bin sein Bruder im Wasser“. So wurde die Bühne mit Charakteren und Gegenständen gefüllt, die alle zusammen eine Situation am und um ein Boot ergab. Das dabei natürlich auch unser tolles Team von Ambiental auftreten durfte, sorgte für viele Lacher: „Ich bin Guto, denkt daran: Immer Wasser trinken!“

Die Schülerinnen und Schüler haben sich bei diesem Workshop gegenseitig sehr geholfen, wenn mal eine Vokabel auf Deutsch zu schwierig war. Wir als Workshopleitende mussten fast nie etwas übersetzen, denn wenn man etwas darstellen möchte, von dem man nicht weiß, wie es auf Deutsch heißt, dann ging man trotzdem auf die Bühne. Man macht einfache typische Bewegungen oder Handlungen, so kann zum Beispiel ein Schaffner im Zug die Fahrgäste nach Tickets fragen, „Kann ich bitte ihr Ticket sehen?“, oder Ansagen im Zug machen: „Nächste Station: Berlin“. Sofort wissen alle Schüler und Schülerinnen, wer dargestellt wird und fast immer wusste jemand die richtige deutsche Vokabel. „Du bist ein Schaffner.“

Eine der lustigsten Szenen spielten wir in einem Krankenhaus, in das immer mehr und mehr Patientinnen und Patienten eingeliefert wurden. Es gab aber nur einen Arzt, der sehr überfordert war und ständig zwischen den Patienten hin und her rennen musste. Schließlich trat eine Fernsehreporterin auf und verkündete den Grund für die vielen Kranken: „Etwas ist im Wasser, also bitte kein Wasser mehr trinken!“

Immer „Ja!“ sagen

Eine andere wichtige Regel, damit man zusammen Spaß auf der Bühne hat, ist eigentlich sehr einfach: Immer „Ja!“ sagen. Um das zu üben, spielten wir ein Spiel, in dem die Schüler und Schülerinnen sich gegenseitig Vorschläge machen etwas gemeinsam zu tun. „Gehen wir schwimmen!“, „Lass uns fliegen!“ „Kochen wir etwas!“ Auf diesen Vorschlag hin wird immer geantwortet: „Ja! Lass uns schwimmen/kochen/fliegen!“ Zusammen stellten die Schülerinnen und Schüler dann diese Handlung dar, bis ein neuer Vorschlag kam. Auch hier half man sich gegenseitig. Wenn ein Schüler eine Vokabel nicht wusste, hat er trotzdem die Handlung gespielt, meist konnte die Partnerin oder der Partner dann schon das Wort auf Deutsch sagen. Die Schülerinnen und Schüler wussten, sie konnten alles ausprobieren und vorschlagen, denn man bekommt ja immer ein lautes und erfreutes „JA!“ von seiner Partnerin oder seinem Partner.

Nachdem dieses Spiel mehrmals mit wechselnden Teams gespielt wurde, konnten wir bereits Regieanweisungen geben, die zu kleinen Szenen führten. Wenn die Schülerinnen und Schüler gerade zusammen schwammen, sagten wir: „Ihr seht ein Boot“. Die Teilnehmenden riefen „Ja, wir sehen ein Boot“ und spielten eine kleine Geschichte. Sie kletterten ins Boot, waren Piraten, entführten es und fuhren auf eine einsame Insel um einen Schatz zu finden. Dies alles war improvisiert und nicht vorher abgesprochen, es passiert einfach wenn man „Ja!“ sagt. Diese Geschichten wurden natürlich alle auf Deutsch gespielt. Durch die tolle Umgebung (Rio Negro, Strände, Aufenthalt auf den Booten) entwickelten sich ganz viele Szenen, die auf Booten, an Stränden oder im Regenwald spielten. Aber das Wichtigste ist natürlich der Spaß, auf der Bühne eine Geschichte zu erzählen, ohne zu wissen, was passiert und ohne zu merken, dass man dabei tatsächlich alles auf Deutsch macht.

„Ich war mir am Beginn nicht sicher, ob ich das kann – improvisieren, aber dann war es die beste Entscheidung. Ich werde diese Erfahrung nie vergessen!“
Ein Schüler des Workshops
„Ich war so überrascht, was sich die Sprachanfänger plötzlich auf der Bühne alles getraut haben. Wirklich beeindruckende Arbeit!“
Ein Zuschauer aus dem Publikum bei der Präsentation  

Bücher über das Improtheater und das Deutschlernen

Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich Deutsch spreche – Wie die theatrale Erfahrung des Improvisationstheaters freies und authentisches Sprechen erlebbar macht und die kommunikative Kompetenz fördert, Magdalena Haftner, Anne-Marie Kuhfuß, In: Nils Bernstein, Charlotte Lerchner (eds.): Nils Bernstein, Charlotte Lerchner (eds.): Ästhetisches Lernen im DaF-/DaZ-Unterricht. Literatur – Theater – Bildende Kunst - Musik – Film, Universitätsverlag, Göttingen. 2014, S. 217-233.

Theaterspiele – Spontaneität, Improvisation und Theatersport, Keith Johnstone, Alexander Verlag, Berlin 2009 (1. Auflage 1996).

Improvisationstechniken für Pädagogik, Therapie und Theater, Viola Spiolin, Verlag Jungfermann, Paderborn 1993 (1. Auflage 1983).

Improvisation und Theater, Keith Johnstone, Alexander Verlag, Berlin 2010 (1. Auflage 1979).

Jugendliche bei einem Workshop

6/8 Workshop: Humboldt als YouTuber

„Wie sagt man „rana enorme“ auf Deutsch?“, tönt es aus dem Walkie Talkie.
„Riesenkröte“, antworten wir.
„Aha. Also: Wir haben eine Riesenkröte!!“, flüstert jemand aufgeregt zurück.
„Lebendig??“, fragen wir vorsichtig,
„Nein, tot!!“
„Ok, mitbringen!“
Das Leitmotiv unseres Workshops: Du bist jetzt der Forscher!

Und was kann man erforschen, recherchieren, erkunden? Tja, alles, was du für neu, anders, interessant hältst! Eben wie Humboldt! Meinst du Alexander von Humboldt? Genau der! Er hat ja vor fast 200 Jahren zusammen mit seinem engen Freund Aimé Bonpland einen Teil des südamerikanischen Kontinents erforscht: Pflanzen, Tiere, Menschen, Kulturen, Sprachen, Klima, Meeresströmungen, Krankheiten und Medizin und vieles mehr! So zogen wir, Miguel als Aimé Bonpland und Daniela als Alexandra von Humboldt, zusammen mit 15 Jugendlichen aus 7 südamerikanischen Ländern bei 37°C in den Regenwald!

Auf in den Regenwald

Und dort ist es voll von Geheimnissen, von exotischen Tieren und Pflanzen, hinter jedem Strauch lauert eine Überraschung, unter dem Laub am Boden knistert es. – Was ist da? In dieser Höhle ... – Wer wohnt wohl da? Wir bewaffneten uns also sorgsam mit Lupen, Metermaß, Waage, Kompass, einigen Ferngläsern, vielen Buntstiften, Wassermalfarben, Reagenzgläsern und einer ganzen Menge Abenteuerlust!

Vorher hatten wir im Hotel (mit Klimaanlage!) Vorarbeit geleistet: Landeskunde zu Humboldts Reisen nach Südamerika, genaues Erklären und Beschriften unserer Materialien (zum größten Teil haben das die Jugendlichen begeistert selbst übernommen!). Es sollte auch etwas rüberkommen von dem Charakter Humboldts: sehr exakt, genau, sehr wissenschaftlich und sehr neugierig!

Jeder Workshoptag begann mit einer Kennenlern- oder Aufwärmübung, die mit viel Theater, Spiel und Spaß ausgeführt wurde. Erstaunlich und überwältigend war vom ersten Moment an die Aufmerksamkeit und Arbeitsbereitschaft der Jugendlichen bei den ungewöhnlichen Bedingungen und ohne sich vorher gekannt zu haben. Sofort war zu spüren, dass wir als Gruppe zusammengewachsen waren.
Ein ruhiger Nachmittag auf dem Schiff war dann der Anlass, mit Einigen die Koffer mit Mikroskopen und Lupen hervorzuholen und die gesammelten Schätze zu erforschen. Präparate herzustellen, Reagenzgläser umzufüllen, tote Insekten auseinanderzunehmen und seltsame Nester und Blätter zu erforschen.

Kleingruppen nach Interesse

Während des Workshops war unser Angebot, sich in Kleingruppen je nach Interessengebiet einzuteilen. Das konnte jeden Tag wechseln, und die Überbegriffe waren: Tierwelt – Pflanzenwelt – Landschaft/ Menschen. Das breitgefächerte Angebot gab jedem Einzelnen Freiheit und doch einen klaren Rahmen.Die Jugendlichen hatten auch Spaß, sich vorzustellen, wem sie wohl vom erkundeten Ort einen Bericht erstatten wollten: Eltern, Freunden oder den Mitschülerinnen und Mitschülern.

Vor und nach dem Workshop in Manaus hat eine Online-Phase stattgefunden. In einer geschlossenen Gruppe auf Facebook lernten wir uns bereits 2 Wochen vor Beginn der Reise kennen. In Posts stellten wir weitere Fragen an die Teilnehmenden: Wo wohnst du? Wie ist deine Stadt/ dein Dorf? Welche Pflanzen, welche Tiere gibt es da?, und gaben Infos zur Stadt Manaus und zum Camp, sowie zur Person Alexander von Humboldt auf Niveau A1.

Nach dem Camp war dann auf der Facebookseite viel los! Erst mal haben alle ihre Fotos und Videos hochgeladen! Und dann kamen von unserer Seite kurze Posts und kleine Übungen, um ihre Erinnerungen an das Camp und an die deutsche Sprache weiter frisch zu halten. Über einen Monat wird diese Seite gefüttert mit Erinnerungen an die Workshops, das Leben auf dem Schiff, die tolle PASCH-Familie, und vor allem, wie sehr wir uns alle vermissen!! Rundum ein gelungenes Camp!

Workshopleitung

 
Zwei Teilnehmerinnen filmen

7/8 Workshop: Video-Dokumentation

Videos zu produzieren, ist zu einem großen Trend geworden. Videos aufzunehmen und sie anschließend zu publizieren, ist im Laufe der Zeit immer günstiger geworden. Viele Jugendliche drücken sich gerne aus, indem sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse filmen und sie dann später in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Aber wäre es nicht auch interessant, wenn sie in Gruppenarbeit mehr Know-how bekommen und dadurch qualitativ bessere Videos herstellen könnten?

In der Camp-Woche nahmen zehn Jugendliche an unserem Video-Dokumentations-Workshop teil. Dabei haben sie eine professionelle Einführung ins Filmemachen bekommen und dazu noch die Chance, zwei Filme selbst zu drehen und zu schneiden.

Professionelle Einführung

Während des fünftägigen Workshops haben die Teilnehmenden grundlegende Bestandteile kennengelernt: Drehbuch, Produktion, Filmaufnahme, Tonaufnahme und Bearbeitung/Schnitt. Aufgeteilt in zwei Gruppen wurden sie durchgehend von uns begleitet. Die Absicht des Workshops war es, dass sie ihre Erfahrungen während der Reise auf Video und Audio aufzeichnen und dafür wie eine richtige Film Crew zusammenarbeiten sollten. Alle hatten dabei die Möglichkeit die Bestandteile im Ablauf des Workshops kennenzulernen. Und zum Schluss wussten dann alle über Alles Bescheid.

Die Workshop-Teilnehmenden wurden von uns dazu eingeladen, die Reise von Alexander von Humboldt nachzuerleben. Dafür reisten sie, genau wie der Wissenschaftler damals im Jahre 1800, entlang des Rio Negro und konnten dabei allerlei Erfahrungen sammeln in Bezug auf die Vielfalt der Natur und der Kultur der lokalen Einwohner.

Ablauf

Am ersten Tag, gleich nach der offiziellen Begrüßung, haben wir uns mit unseren 10 Schülerinnen und Schülern getroffen, sodass wir uns besser kennenlernen konnten, und auch um herauszufinden, wer schon ein Vorwissen im Umgang mit Kameras mitbrachte. Danach zeigten wir die ersten Konzepte und Techniken für die Produktion eines Videos, Fachbegriffe auf Deutsch und Ausschnitte aus Filmen. Und wir stellten unseren Teilnehmenden die Ausrüstung vor. Aspekte wie Belichtung, Einstellungsgröße, Kamerabewegung und Blickwinkel erklärten wir anhand von Schaubildern.

Für die Videodokumentation konnte jede Gruppe zwischen einer objektiv-journalistischen oder einer subjektiv-artistischen Aufzeichnung der Reise auswählen. Nach einer Präsentation beider Stile entschieden sich beide Gruppen für einen subjektiven Bericht. Im Verlauf der Tage haben sie auch mit journalistischen Techniken gearbeitet, indem sie z.B. Interviews mit Einwohnern und anderen Teilnehmenden des Camps aufnahmen.

Jede Gruppe hatte fünf Teilnehmende, auf verschiedene Aufgaben verteilt: zwei Kameraleute, eine Tontechnikerin bzw. ein Tontechniker, ein Script-Continuity und eine Produzentin bzw. ein Produzent. Diese Aufgaben wurden jeden Tag untereinander gewechselt, was zu keinerlei Schwierigkeiten führte, da sie immer neugierig auf Neues waren. Eine positive Überraschung für uns! Es gab natürlich bestimmte Beschäftigungen, die einige Schülerinnen und Schüler besser fanden, wie Ton oder Kamera.

Premiere am letzten Abend

Wir gingen insgesamt sechsmal an Land. Dann hatten wir einen Abend, um mit unseren Gruppen das aufgenommene Material zu sichten und zu besprechen, und anschließend noch zwei Tage, um das ganze Material zu bearbeiten. Und am letzten Reiseabend fand endlich die Premiere der beiden Videos in Anwesenheit aller Beteiligten des Südamerika-PASCH-Jugendcamps statt.

Die Kommunikation auf Deutsch war eine große Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler. Um sie zu unterstützen hatten wir Bedienungs- und Belichtungsanleitungen der Kameras, sowie ein Vokabular über alle technischen Abläufe vorbereitet. Durch diese Erleichterungen waren sie motiviert, sich auf Deutsch zu äußern. Auch konnten sie sich damit an einem gemeinsamen Wortschatz bedienen und sehr selbstständig zusammenarbeiten. Die Videos und der Ton wurden von den Schülerinnen und Schülern eigenverantwortlich aufgenommen.

Die Aufnahmen fanden in lokalen Gemeinden, an Stränden, im Wald und auf den Schiffen statt. So viele verschiedene Plätze aufzunehmen war eine weitere Herausforderung für die Gruppen. Sie mussten die ganze Ausrüstung zu Fuß, per Boot, bei sengender Hitze tragen, und dabei gleichzeitig noch auf ihre Umwelt aufpassen, beobachten, wer da lebt, und das alles in einer Sprache, die sie gerade erst beginnen zu erlernen.

Am dritten Tag haben wir am Abend die Aufnahmen, die bis dahin gemacht wurden, in den Gruppen besprochen und analysiert. Sie dienten als Grundlage für eine Diskussion über Punkte, die verbessert werden können.

Eine richtige Filmcrew

Beim Schnitt war die Dynamik etwas anders. Wegen der kurzen Zeit bearbeiteten wir einen Großteil der Aufnahmen in Abwesenheit unserer Teilnehmenden. Immer wieder gab es Momente, in denen die Jugendlichen beim Schneiden dabei waren und so die Erzählstruktur und den Stil mitdiskutieren und uns sagen konnten, was sie gerne im Video zeigen wollen.

Während des Workshops haben die Schülerinnen und Schüler kollektiv gearbeitet, wie eine richtige Filmcrew. Auch bei den verschiedenen Aufgaben war ihnen bewusst, dass jeder die gleiche Wichtigkeit hat, und dass sie alle zusammen für Entscheidungen, wie auch für die Ausrüstung, verantwortlich sind.

Der Workshop hat ihnen die Möglichkeit gegeben, sich auf andere Weisen auszudrücken und mit der Umgebung umzugehen. Sie haben dabei gelernt, dass es für eine Videoproduktion sehr wichtig ist, alle Sinne gut zu gebrauchen und den Inhalt auch sehr gut auszuwählen. Eine der Schülerinnen kam zu dem folgenden Schluss:

„Ich fand den Workshop ganz toll. Habe Einiges dazu gelernt, habe bemerkt, dass kleine Details auf Fotos und Videos fantastisch wirken können, habe auch die Beleuchtung der Umgebung auszunutzen gelernt. Ich will auf diesem Gebiet weitermachen! Fand es toll, ein paar kleine Informationen aufzunehmen, die dann am Schluss ganz wichtig und einzig waren!”
Workshop-Teilnehmerin

Die Resultate der Workshops in Videos

Workshopleitung

 
Jugendcamp Südamerika 2015 - Auf Humboldts Spuren - Gruppenbild

8/8 Wer sind wir?

Sieben Tage haben wir gemeinsam in Manaus und auf dem Rio Negro verbracht.

Wir sind:
  • 55 Schülerinnen und Schüler aus 54 Schulen in zehn Ländern und 46 Städten Südamerikas,
  • acht Referentinnen und Referenten der Workshops zu Theater, Video und Social Media aus Deutschland, Österreich, Uruguay, Argentinien und Brasilien,
  • fünf Vertreterinnen und Vertreter der PASCH-Teams der Goethe-Institute in Südamerika,
  • acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Reiseagentur Ambiental,
  • eine Fotografin und Filmemacherin

Andere PASCH-Projekte