Digitales Bildungsmanagement in Zentralasien

Bei einer Online-Konferenz diskutierten Schulleitungen aus Zentralasien über ihre Erfahrungen mit digitalem Bildungsmanagement und tauschten sich zu Best-Practice-Beispielen aus.
Alle zwei Jahre veranstalten die PASCH-Koordinatorinnen und -Koordinatoren eine Konferenz für Direktorinnen und Direktoren aus Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Meist fand eine gemeinsame Reise mit Veranstaltungen zu interessanten Themen statt, entweder nach Deutschland oder innerhalb der Region. In diesem Jahr mussten wir aufgrund der Corona-Situation eine digitale Konferenz planen. Diese umfasste zwei Teile: Zuerst trafen wir uns im August für drei Tage mit den stellvertretenden Schulleitungen. Vom 18. bis 22. Oktober kamen dann die Direktorinnen und Direktoren virtuell zusammen
Das Thema lag auf der Hand: digitales Bildungsmanagement an Schulen. In der ersten Konferenz bekamen die Stellvertretenden einen Überblick darüber, was zu einem gut funktionierenden digitalen Bildungsmanagement dazu gehört. Im Anschluss hatten sie die Aufgabe, den Bedarf an der eigenen Schule abzufragen. Dazu erstellten sie Fragebögen und verteilten diese an Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Verwaltungsangestellte und Schulleitungen.
Austausch über Umfrageergebnisse
Zur zweiten Konferenz wurden die Ergebnisse mitgebracht und alle Direktorinnen und Direktoren tauschten sich darüber aus, was an ihren Schulen gut funktioniert und auf welchen Gebieten sie noch Ideen suchen. Die Referentin des Anbieters time4you, Christina Neuhoff, begleitete die Teilnehmenden durch die ersten drei Tage. Sie lieferte einen Überblick über gelungenes und weniger gelungenes digitales Bildungsmanagement in Deutschland seit Beginn der Pandemie, präsentierte interessante Statistiken und erörterte Fragen zur Zukunft des digitalen Arbeitens.
Alle Schulleitungen waren sich einig, dass internationaler Austausch in diesen Zeiten enorm wichtig ist, da nicht jeder „das Rad neu erfinden“ kann und muss. Auch waren alle beruhigt, dass der Rest der Welt sich ebenfalls schwergetan hat und sie nicht die einzigen waren, die hier und da Probleme hatten. Insgesamt aber kam man überein, dass Zentralasien sich in dieser Zeit der großen Herausforderung wacker geschlagen hat. Die Ministerien hatten Computer für Schulen und Lernende angeschafft und auch für Lehrkräfte, die noch keinen hatten. An vielen Schulen hat es eigene Schulungen zu den neuen Plattformen und Chatrooms gegeben. Und das große Plus: Die meisten Lehrerkräfte haben zwar mit der Situation gekämpft, waren aber dennoch flexibel genug, sich auch darauf einzulassen und sich mit viel Engagement in die neue Materie einzuarbeiten. Das können wir von PASCH bestätigen.
Seit anderthalb Jahren bietet die PASCH-Initiative in Kasachstan beispielsweise nicht nur fachlich-methodische Fortbildungen für den Online-Unterricht an, sondern auch IT-Kurse auf Deutsch. An unseren Schulen haben die meisten Kolleginnen und Kollegen vor Corona nicht digital gearbeitet.
Vorstellung von Pilotprojekten
Am vierten Tag der Konferenz stellten Mohira Istamova, PASCH-Koordinatorin aus Taschkent, Usbekistan, und Nurzat Taaliabek kyzy, PASCH-Koordinator aus Naryn, Kirgisistan, die Ergebnisse des Pilotprojekts „Grüne PASCH-Schule“ vor. Beide Schulen hatten Erstaunliches erreicht. In Taschkent waren echte Wurmkisten gebaut und ein Garten angelegt worden. In Naryn hatte man mithilfe des Verkaufs von Altpapier und selbst gemachten umweltfreundlichen Einkaufstaschen Mülltonnen für die Mülltrennung in der Schule aufgestellt.
Am fünften und letzten Tag der Konferenz wurde der Begriff „Kompetenzen“ diskutiert. Welche Kompetenzen müssen Schülerinnen und Schüler im Jahr 2021 in den Schulen eigentlich erwerben, damit sie in der Zukunft mit den Anforderungen von Beruf und Alltag zurechtkommen? Zu dem Thema eingeladen war auch Dmitriy Sudakov aus Moskau. Er hat maßgeblich zur Entwicklung eines digitalen Berufe-Atlas in Russland und Kasachstan beigetragen und präsentierte neue Modelle von Kompetenzen, die die berufliche Welt uns allen in Zukunft abverlangen wird. Er konstatierte auch den Unterschied zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte. Das Thema wurde kritisch beleuchtet und die Teilnehmenden kamen ins Nachdenken, was in interessante Diskussionen mündete.
Einige Teilnehmende wünschen sich eine gemeinsame Plattform, auf der sich die Kolleginnen und Kollegen auch künftig austauschen, Themen diskutieren und Material einstellen können. Die PASCH-Initiative stellt eine solche Plattform gerne zur Verfügung und freut sich auf den regelmäßigen Kontakt.
Besonderer Dank gilt unseren Projektassistentinnen und -assistenten, die viel Arbeit investieren, um solche Veranstaltungen möglich zu machen, sowie den beiden Simultan-Dolmetschern, die mit ihrer Professionalität auch die Direktorinnen und Direktoren begeistert haben.
Wir sagen Danke und bis zum nächsten Mal im Jahr 2024 – einige der Dinge, über die wir sprachen, werden dann schon Wirklichkeit geworden sein.