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22. Dezember 2020, China

Fidelio in der Cloud – eine digitale Kinder- und Jugendoper

Fidelio in der Cloud: Teilnehmerscreens
© Goethe-Institut Shanghai

Anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven studierten europäische Künstlerinnen und Künstler in nur drei Monaten eine Adaption mit 36 chinesischen Lernenden über das Internet ein.

Fidelio in der Cloud: Veranstaltungsplakat © Goethe-Institut Shanghai

Von September bis November 2020 haben 36 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Künstlerinnen und Künstlern aus bekannten Opernhäusern verschiedene Facetten der darstellenden Künste erlernt: Chorsingen, Theaterspielen, deutsche Aussprache, Rollentext lernen, Kostüme und Requisiten herstellen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Online-Probenzeit von „Fidelio in der Cloud“ wurde ein Zwischenstand dieser Adaption von Beethovens Oper am 16. Dezember 2020 online veröffentlicht und über verschiedene soziale Medien ausgespielt.

„Fidelio“ ist die einzige Oper, die Beethoven komponiert hat. In der Version für Kinder und Jugendliche haben die beteiligten Musikerinnen und Musiker den Kerninhalt des Originalwerks beibehalten. Die Handlung wurde jedoch etwas vereinfacht, sodass Kinder und Jugendliche sie besser verstehen und aufführen können. Auch die Musik wurde mit Umsicht angepasst, um den neuen Herausforderungen von Online-Proben gerecht zu werden. Der Produzent Qian Cheng sagt: „Wir haben Änderungen vorgenommen, ohne die Integrität der Musik zu gefährden: Wir haben zum Beispiel den Chor von vier auf zwei Stimmen reduziert, sodass er den Gesangsfähigkeiten junger Menschen und den Anforderungen der Online-Proben besser Rechnung tragen kann. Außerdem haben wir die Orchestrierung angepasst. Soweit ich weiß, ist dies weltweit die einzige Kinder- und Jugendversion von „Fidelio“, die anlässlich des 250. Geburtstags von Beethovens entwickelt wurde.“

Im Jahr 2020 war und ist unser Leben massiv von der Corona-Pandemie geprägt und bestimmt. Dies gilt auch für die Kinderversion von „Fidelio“, die gerade zu dieser Zeit produziert wurde. Die italienische Regisseurin Caterina Panti Liberovici von der Oper Frankfurt hat das Werk nah an der Realität interpretiert und inszeniert.

Tiefe Einsamkeit

Sowohl der gefangene Florestan als auch wir, die wir zu Hause bleiben müssen, befinden uns in tiefer Einsamkeit und Verzweiflung. Tief im Inneren sehnen wir uns alle nach einer Leonore, die uns aus unserer Notlage befreit. Die mutige Frau im Originalwerk wird als Florestans innere Stimme interpretiert. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, selbst wenn er im Gefängnis sitzt, für die Freiheit kämpft, weiter positiv in die Zukunft schaut und aus seiner schwierigen Lage entkommen möchte.

Die Kinder, die wegen der Pandemie monatelang nicht zur Schule gehen konnten, erlebten die gleiche Einsamkeit wie Florestan. Vielleicht waren ihre Zimmer zu Hause hell und nicht so dunkel wie seine Zelle. Doch der Schmerz, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, ist ähnlich wie der von Florestan. Hoffnung in der Einsamkeit zu finden, ist beinahe ein Pflichtkurs für die „jungen Gefangenen“ in diesem besonderen Jahr. Wenn sie die Leonore in sich finden, dann werden sie auch den Weg zur Freiheit und Befreiung finden.

Fidelio in der Cloud: im Gefängnis © Goethe-Institut Shanghai

Bedeutungsvolle Requisiten

Die Regisseurin hat einige kleine, aber durchaus bedeutungsvolle Requisiten entworfen. Der kleine Papierschmetterling, den Leonore Florestan schenkt und der aus der Partitur ausgeschnitten wurde, repräsentiert Flügel, die durch die Musik und über die Einsamkeit der Gefangenschaft hinaus schweben. Das ist auch einer der Gründe, der uns dazu motiviert hat, diese Oper in der Cloud zu produzieren, um der Einsamkeit in dieser schwierigen Zeit etwas entfliehen zu können.

Wir hoffen, dass Online-Proben für Künstlerinnen und Künstler und Menschen, die von der Pandemie betroffen sind, als eine Möglichkeit dienen können, um neue Arbeitsweisen und Lebensweisen zu finden. Mithilfe von Musik können wir über große Distanzen Emotionen zum Ausdruck bringen und vielleicht auch unsere Schmerzen etwas lindern, ganz so, wie die Kinder in der Oper „Fidelio“ singen: „Komm, Hoffnung, lass den letzten Stern der Müden nicht erbleichen!“

„Fidelio in der Cloud – eine digitale Kinder- und Jugendoper“ ist ein Bildungsprogramm im Rahmen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH). Anlässlich des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven organisieren das Goethe-Institut Shanghai gemeinsam mit dem Partner ARTICULUS ein Opernprojekt und adaptieren Beethovens „Fidelio“ für chinesische Kinder und Jugendliche. Das Projekt wird von den deutschen Auslandvertretungen in China, der Österreichischen Botschaft und dem Österreichischen Kulturforum unterstützt. Es ist Teil des Beethovens Jubiläums BTHVN2020 in Deutschland.

Fidelio in der Cloud: Partnerlogos © Goethe-Institut Shanghai

 

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