Eine Welt ohne Smartphone und Internet kennen sie nicht. Sie sind ständig online, außerdem harmoniebedürftig und familienorientiert. Das wird zumindest über die Generation Z behauptet. Über sie wird viel gesprochen, gerade weil sie sich sehr von früheren Generationen unterscheidet.
Zur Generation Z zählen Jugendliche und junge Erwachsene, die um die Jahrtausendwende geboren sind, ungefähr zwischen 1996 und 2010. Sie sind die erste Generation, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen ist, in einer schnelllebigen, digitalen und globalisierten Welt. Der Generation Z wird ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität bescheinigt – ganz im Gegensatz zur Vorgängergeneration, der Generation Y, die auch als „Millenials“ bezeichnet wird. Den zwischen 1980 und 1995 Geborenen wird nachgesagt, viel mehr im Moment zu leben und weniger Gedanken an die Zukunft zu verschwenden.
Neue Ansprüche am Arbeitsplatz
Wenn von der Generation Z die Rede ist, geht es meistens um deren Vorstellungen zum Arbeitsleben. Schon seit einigen Jahren fällt Führungskräften in Unternehmen auf, dass junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten, die ganz andere Werte und Ziele haben, als sie es selbst hatten. Viele, die Anfang zwanzig sind, möchten nicht mehr Karriere um jeden Preis machen. Sie möchten lieber pünktlich Feierabend haben und ohnehin nur sechs Stunden pro Tag arbeiten. Die Prioritäten verschieben sich: Ihnen ist es wichtiger, ausreichend Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Das stößt bei vielen Älteren auf Unverständnis. Sie finden es selbstverständlich, dass junge Leute am Anfang ihrer Karriere keine Ansprüche stellen und bis spät abends oder an Wochenenden arbeiten. Sie nennen die Generation Z „verwöhnt“, „unmotiviert“ und „arbeitsscheu“. Dieser ist das allerdings egal. Denn der Arbeitsmarkt hat sich verändert: Früher diktierten die Unternehmen die Bedingungen, jetzt ist es der Nachwuchs. In Deutschland herrscht Fachkräftemangel und junge, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind heiß begehrt. Wer sie möchte, muss sich auf deren Vorstellungen einlassen.
Sinn, Spaß und Sicherheit
Bis die 20-jährige Amelie ihren ersten festen Job antritt, wird es noch ein paar Jahre dauern. Vor einem Jahr hat sie ihr Abitur gemacht und arbeitet momentan als kulturweit-Freiwillige am Goethe-Institut in Budapest. Danach möchte sie ein Lehramt oder Eventmanagement studieren. Ganz genau weiß sie es noch nicht. Wie sie später mal arbeiten möchte, weiß sie aber schon. In Budapest könnte sie einmal pro Woche im Homeoffice arbeiten, tut es aber nicht. Eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit ist ihr lieber – auch das ist typisch für die Generation Z. „Ich möchte einen Ort haben, wo ich zum Arbeiten hingehe“, sagt Amelie, „und wenn ich nach Hause komme, will ich abschalten und nicht mehr an die Arbeit denken.“ Weiterhin ist ihr wichtig, dass am Arbeitsplatz keine Hierarchie herrscht. „Ich finde es schön, wenn man auf gleicher Ebene zusammenarbeitet“, sagt sie, „ohne Wettkampf oder dass eine Person mehr macht als die andere.“ Personen aus der Wirtschaft werfen der Generation Z wegen solcher Sätze vor, harmoniebedürftig zu sein und Konflikten aus dem Weg zu gehen.
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Auch Stina aus Berlin möchte später in einem Unternehmen arbeiten, das darauf achtet, „dass es einem gut geht“. Idealerweise würde die 20-Jährige nur dreieinhalb Tage pro Woche arbeiten wollen. „Geld ist mir nicht so wichtig“, sagt sie. „Ich möchte nur gut davon leben können.“ Bedeutender findet sie, dass sie mit ihrer Arbeit Menschen helfen kann. „Deshalb studiere ich Jura“, sagt sie. „Als Sozialpädagogin und Psychologin hilft man den Menschen, mit einer Situation klarzukommen, als Anwältin kann ich ihnen aber helfen, ihre Situation zu verändern.“
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Pauschalisieren mit Generationsbegriff
Die Generation Z meidet Konflikte und Freizeit ist ihr wichtiger als Geld – dass solche Aussagen nicht auf jede einzelne Person zutreffen können, die in dem entsprechenden Zeitraum geboren ist, ist klar. Sie sind immer auch pauschalisierend. „Man braucht so ein Label, um über eine sehr diverse Gruppe Diskurse führen zu können“, sagt der Jugendmedienforscher Daniel Hajok. „Ich bezweifele hin und wieder aber, dass man damit überhaupt der Mehrheit der Menschen einer Generation gerecht wird.“ Hajok ist Honorarprofessor an der Universität Erfurt. Sein Thema: Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt. Er würde die um die Jahrtausendwende Geborenen zum Beispiel eher „Generation Amazon“ nennen, sagt er. „Denn die Digitalisierung vereint fast alle in dieser Generation, wie zum Beispiel Vernetzung, Streaming oder eben die Gewissheit, dass man sich alles mit ein paar Mausklicks besorgen kann.“ Fast alle in dieser Altersgruppe haben ein Smartphone, es ist die Nummer Eins in ihrem Alltag und rund um die Uhr eingeschaltet. Social Media nimmt einen großen Anteil im Leben der Generation Z ein. „Sie trifft sich seltener als die Vorgängergeneration von Angesicht zu Angesicht“, sagt Hajok. „Sie tauscht sich vorwiegend im Netz aus. Diese Punkte kann man bedenkenlos auf die gesamte Generation übertragen – unabhängig vom ökonomischen Hintergrund, von der Gesellschaftsschicht oder vom Bildungsmilieu.“ Andere Merkmale der Generation Z wie die Einstellung zum Beruf seien stets abhängig von bestimmten Faktoren, wie individuellen Vorprägungen oder der sozialen Herkunft.
Sie haben an der Universität ja mit Bachelor- und Master-Studierenden zu tun. Wie nehmen sie deren Einstellung zur Arbeitswelt wahr?
Wie war es, als Sie angefangen haben zu arbeiten?
Die Generation Z ist mit dem Internet und mit Social Media aufgewachsen. Wie hat das ihr Konsumverhalten beeinflusst?
Generation Z im Dauerkrisenmodus
Einen guten Einblick in die aktuellen Befindlichkeiten der Generation Z gibt die Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Zwei Mal pro Jahr werden dafür rund 1.000 junge Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren befragt. Im Mai 2022 fand die Studie zum Beispiel heraus, dass Geld den jungen Menschen doch wichtiger geworden ist. Bei der Frage „Welche drei Aspekte motivieren dich am meisten für gute Leistung?“ stand lange Zeit Spaß an erster Stelle. Jetzt wählten 57 Prozent Geld und 45 Prozent Spaß. Auch Jugendmedienforscher Daniel Hajok meint, dass die Preissteigerungen und die Inflation mittelfristig dazu führen könnten, dass die jungen Menschen ihre Einstellungen ändern müssen. „Vielleicht müssen sie sich doch mehr in die Arbeitswelt einbringen, als ihnen lieb ist, um sich ihren Alltag, so wie sie sich ihn wünschen, mit Konsumgütern, Mode, Digitalisierung und mit Freizeitangeboten leisten zu können.“
Laut „Jugend in Deutschland“ von Oktober 2022 bereitet die Inflation 71 Prozent der Befragten Sorgen, 64 Prozent der Krieg in Europa, 55 Prozent der Klimawandel und 54 Prozent eine Wirtschaftskrise. Den 23-jährigen Lukas beunruhigt momentan das steigende Konfliktpotenzial in der Welt. Er studiert Wirtschaft und Politik Ostasiens und macht gerade ein Praktikum im China-Programm der Stiftung Asienhaus in Köln. „Die verschiedenen politischen Richtungen kommunizieren weniger miteinander oder haben weniger Verständnis füreinander“, sagt er. „Einen ähnlichen Prozess gibt es auch in der deutschen Gesellschaft.“ Lukas beschäftigt sich viel mit internationaler Politik, für sein Studium, aber auch in der Freizeit. „Weil es mich interessiert“, sagt er. „Ich informiere mich regelmäßig, lese und schaue Nachrichten.“
Kennst du den Begriff „Generation Z“ und weißt du, wofür sie steht?
Was unterscheidet deiner Meinung nach deine Generation von der davor?
Was ist dir momentan wichtig im Leben?
Wie soll dein Leben in fünf Jahren sein? Was wünschst du dir für die Zukunft?
Stina beschäftigt sich dagegen nur ungern damit, was in der Welt passiert. „Als ich noch in der Schule war, habe ich mit meiner Mutter einmal pro Woche Nachrichten geschaut“, sagt sie, „aber inzwischen mache ich es gar nicht mehr. Es ist zu deprimierend, nur negative Nachrichten.“ Manchmal recherchiere sie aber im Internet Themen, die sie interessieren.
Die Generation Z gilt auch als besonders familienorientiert. Soziale Kontakte haben einen hohen Stellenwert. Das zeigte schon die Shell-Jugendstudie von 2019, für die rund 2.000 12- bis 25-Jährige befragt wurden. 42 Prozent gaben an, bestens mit den Eltern auszukommen, 50 Prozent mit ihnen zumindest klarzukommen. Auch für Amelie zählt Familie zum Wichtigsten im Leben. „Der stetige Kontakt zu meiner Familie hilft mir kein Heimweh zu haben“, sagt sie. „Ich spreche ungefähr alle zwei Wochen mit ihnen, vor allem per Videoanruf. Es ruft eigentlich immer jemand an, der hören möchte, wie es mir geht. Das ist ein schönes Gefühl.“
Amelie, Stina und Lukas – drei junge Menschen der Generation Z. Vor allem in Wirtschaftskreisen wird gerade viel über sie gesprochen. Sie selbst denken nur wenig darüber nach, was die Generation Z ausmacht. „Es gibt ziemlich viele Bücher und Videos darüber“, sagt Amelie. „Ich habe mich aber bisher noch nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt, da die Generation Z in der Gesellschaft eher negativ behaftet ist.“ Stellenweise hat sich das aber schon geändert. So hieß es zum Beispiel Anfang März in der Süddeutschen Zeitung: „Die Generation Z wird den Arbeitsmarkt revolutionieren.“