Sie veröffentlichen Videos über Lifestyle, Computerspiele, Politik, Sport und vieles mehr: Video-Blogger haben originelle Ideen und viele Fans im Internet. Wir stellen euch vier junge Kreative aus Deutschland vor.
Jan zeichnet Airbrush-Bilder. Lisa erzählt gerne lustige Geschichten. Paul bastelt Gegenstände aus Holz. Mirko weiß viel über Politik und Geschichte. Was die Vier gemeinsam haben? Sie sind über das Internet bekannt geworden. Denn Jan, Lisa, Paul und Mirko sind Video-Blogger, auch „Vlogger“ genannt. Sie filmen sich selbst und laden die Videos regelmäßig auf Video-Plattformen wie YouTube hoch. Eine Kamera, ein Stativ und zwei Lichtscheinwerfer zählen zu ihrem Equipment. Was sie in den Videos erzählen, ist kreativ, persönlich und unterhaltsam. Es gibt tausende, manchmal sogar Millionen Internetnutzer, die YouTube-Kanäle von Vloggern „abonnieren“. So kriegen die Fans direkt mit, wenn ein Vlogger ein neues Video veröffentlicht.
Kunst: „bunt&kreativ“ von Jan
Im Vlog „bunt&kreativ“ kann man Jan (22)
über die Schulter schauen und sehen, wie seine Arbeiten entstehen. „Speedpaintings“ heißen die Bilder, weil man im
Schnelldurchlauf sieht, wie Jan mit einer Airbrush-Pistole Gemälde malt. Einmal im Monat veröffentlicht er ein neues Video.
Den Vlog hat Jan mit 19 angefangen, als er nach dem Abitur etwas mehr Zeit hatte. Mittlerweile studiert Jan Design. „YouTube ist für mich neben dem Studium eine Art
Fulltime-Job. Zeichnen und Videos schneiden macht mir aber auch unglaublich viel Spaß.“ Für ein Bild braucht Jan mehrere Tage. Er setzt seine Kamera auf ein Stativ und malt einen Teil des Bildes. Dann macht er immer wieder Pausen und stellt die Kamera noch einmal woanders hin – auch, um das Video für den Zuschauer spannend zu halten.
Wenn den Internetnutzern ein Vlog gefällt, können sie ihn auf sozialen Netzwerken wie Facebook
teilen oder bei YouTube „
liken“. So werden mehr und mehr Internetnutzer auf einen Video-Blogger aufmerksam. Jans Kanal hat mittlerweile über 8.000 Abonnenten. Er selbst hält sich aber eher für einen „kleinen YouTuber“: „
Hin und wieder treffe ich Leute, die meinen Kanal kennen. Der
Ansturm ist aber nicht so groß, dass ich mich nicht mehr frei bewegen könnte.“ Jan ist immer wieder erstaunt, dass so viele seinen Kanal abonniert haben. „Man muss sehen, dass hinter dieser Zahl Menschen stehen. Dann wird einem bewusst, wie viele das eigentlich sind".
Einen Sponsor hat Jan nicht. Die Bilder, die er in den Videos zeichnet, kann man aber kaufen, wenn sie einem gefallen. Manche Bilder sind Auftragsarbeiten, das heißt, diese Bilder hat ein Käufer bei ihm bestellt und Jan filmt, wie er an dem Bild arbeitet. Wenn ihm eine Firma Farben zur Verfügung stellt, dann kennzeichnet Jan das auch, damit nicht der Eindruck entsteht, dass es Schleichwerbung ist. „Wenn ich ein Produkt anbiete, sollte ich als YouTuber auf jeden Fall dahinter stehen und es auch kennzeichnen.“ Aber auch die Zuschauer sollten YouTubern nicht einfach blind vertrauen, findet Jan.
Information: „Wissen 2 Go“ von Mirko
Sein Kanal erklärt die
Weimarer Republik, die Griechenland-Krise oder die Geschichte von Coca-Cola in weniger als zehn Minuten. Mirko (29) fasst alle wichtigen Aspekte eines Themas zusammen und erklärt sie so, dass sie jeder schnell versteht. Er ist TV-Journalist, der Vlog ist aber nur ein Hobby.
Angefangen hat Mirko vor drei Jahren. „Ich wollte etwas machen, das gut zu mir passt. Da ich Geschichte studiert habe, habe ich mit
Nachhilfevideos in Geschichte angefangen.“ Mirko ist einer von mehreren YouTubern, die über Bildungsthemen vloggen.
Zwar hat Mirko über 200.000 Abonnenten, als „YouTube-Star“ würde er sich aber nicht bezeichnen. „Die Leute schauen meine Videos ja nicht wegen mir, sondern wegen der Themen. Manchmal werde ich auf der Straße erkannt, das kommt aber selten vor.“ Seine Zuschauer schreiben ihm vor allem Nachrichten übers Netz. „Ich bekomme viele Mails mit Fragen zu den Videos. Manche fragen mich auch: Was soll ich nach der Schule machen? Was soll ich studieren?“
Mirko hat keinen Sponsor für seinen Vlog. Er findet es aber in Ordnung, dass manche Vlogger einen Sponsor haben – wenn sie es kennzeichnen. Denn manche leben von den
Werbeeinnahmen ihres Vlogs und müssen sich einen Geldgeber suchen, um
sich über Wasser zu halten. Der Zuschauer sollte aber auch genau hinschauen: „Immer
misstrauisch sein, wenn das Produkt besonders
prominent vor der Kamera
platziert wird.“
Lifestyle: „ItsColeslaw“ von Lisa
Die Vloggerin Lisa (20) hat mit ihrem Vlog „ItsColeslaw“ als
Teenager angefangen. „Immer, wenn meine Eltern etwas anderes im Fernsehen sehen wollten, habe ich mich an den PC gesetzt und YouTube-Videos geschaut. Ich dachte mir, dass das bestimmt Spaß macht. Dann habe ich es auch einfach mal versucht.“ Lisa hat nun schon seit fünf Jahren ihren eigenen YouTube-Kanal. Zweimal in der Woche veröffentlicht sie Videos, in denen sie über alle möglichen Themen redet, die ihr im Alltag einfallen. „Ich bin einfach draußen unterwegs, mir passieren irgendwelche Sachen oder ich bekomme Gespräche im Bus mit und denke mir, dass das vielleicht interessant ist.“
Seit zwei Jahren studiert Lisa Psychologie und Politik und macht zusätzlich eine
Journalistenausbildung. Ihr Video-Blog ist ein Hobby, die Videos produziert sie ganz allein. Sie stellt eine Kamera auf ein Stativ und sorgt für gutes Licht. Der Hintergrund ist meistens derselbe. Ein Vlog nimmt viel Zeit in Anspruch: „Man muss das
Video ja auch noch
schneiden und die ganzen anderen
Social-Media-Seiten pflegen.“ Über
soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter können Video-Blogger noch mehr Internetnutzer auf ihren Vlog aufmerksam machen. Es ist auch wichtig, sich mit anderen YouTubern zu
vernetzen. Lisa besucht zum Beispiel verschiedene Veranstaltungen, um sich mit anderen YouTubern auszutauschen.
Dass manche ihren Vlog sponsern oder Produkte vorstellen, ist ein schwieriges Thema, meint Lisa. „Ich finde es wirklich nur dann okay, wenn man das auch kennzeichnet“, sagt sie. Das kann man tun, indem man das Video am Anfang und am Ende durch eine Grafik „Product Placement“ kennzeichnet, einen Hinweis in die
Infobox schreibt oder im Video selbst noch einmal sagt, dass man mit einer Firma zusammenarbeitet.
Lisas Kanal hat mittlerweile schon über 120.000 Abonnenten. Manchmal wird sie auf der Straße angesprochen, das meiste Feedback bekommt sie aber über die
Kommentare oder Instagram. „Manchmal teilen mir die Leute sogar auch Ideen und Wünsche für Themen mit, über die ich in meinen Videos reden soll.“
Später möchte Lisa gerne im
Medienbereich arbeiten. Der Vlog bleibt für Lisa aber
in erster Linie ein Hobby, bei dem sie sich kreativ
ausleben kann.
Computerspiele: Paul alias „Nerdy Timber“
Der Vlogger Paul (23) spielt gerne Computerspiele. In seinem Vlog „NerdyTimber“ zeigt er aber nicht, was es Neues aus der Computerspiel-Szene gibt, sondern, wie man
Objekte aus Holz selber nachbauen kann. Paul ist
Zimmermann von Beruf. Nach Feierabend geht er in seine Werkstatt im Keller und lässt „Träume Wirklichkeit werden“, indem er sie aus Holz nachbaut. Zum Beispiel das Hylian-Schild des Videospiels „Zelda“ oder den Helm des Comic-Helden „Ironman“.
Angefangen hat Paul 2012. Erst hat er seine Arbeiten fotografiert und
ins Netz gestellt. Dann kam er auf die Idee, zu filmen, wie er das Holz sägt,
schleift und
hobelt. „Ich habe dabei so viel Spaß gehabt, dass ich beschlossen habe, das weiterzumachen.“
Sein Vlog ist eine „Ein-Mann-Show“, denn Paul produziert alle Videos selber. Manchmal hilft ihm sein Bruder, zum Beispiel wenn er beim Sägen jemanden braucht, der das
Werkstück festhält oder die Kamera
geschwenkt werden soll. Alle zwei Wochen lädt Paul ein neues Video hoch. Am Wochenende stellt er ein neues Holzstück her, dann fängt er an, das Video zu schneiden.
Paul hat keinen Sponsor und das findet er auch gut so. Es ist seine
Leidenschaft, sein Hobby, sagt Paul. Von YouTubern, die mit Schleichwerbung Geld verdienen, ist Paul eher genervt. „Wenn man den Sponsor
explizit nennt, habe ich kein Problem damit. Wenn aber jemand ein Produkt wie zufällig in die Kamera hält und sagt, dass er es ganz toll findet, ohne es aber jemals selbst ausprobiert zu haben, finde ich das ganz schlimm“.
Der Kanal „Nerdy Timber“ hat rund 5.800 Abonnenten. Ab und zu wird Paul in der Stadt angesprochen. „Das ist ein sehr komisches Gefühl“, sagt er. Paul unterhält sich aber gern mit seinen Zuschauern und hofft, dass er sie für seinen Beruf begeistern kann. „Wenn jemand später eine Ausbildung im
Handwerk macht, weil er meine Videos gesehen hat, dann wäre ich am glücklichsten."